Grauen zwischen den Zeilen
Mein letztes Buch aus der Schweiz war "Blutbuch" von Kim de l'Horizon. "Die Schrecken der anderen" von Martina Clavedetscher ist damit abgesehen vom Handlungsort in der Schweiz und aufgeworfenen Fragen nach Traditionen und Herkunft insbesondere sprachlich nicht vergleichbar. Die Erzählung widmet sich verschiedenen Figuren von Jugendlichen bis hin zu einer fast Hundertjährigen. Zahlreiche Geschichten der Vergangenheit werden mit dem Hier und Jetzt verwoben. Am sympatischsten porträtiert wird aus meiner Sicht der Archivar Schibig. Das Buch entwickelt durch das immer wieder thematisierte Grauen, aber gleichzeitig nicht Ausgesprochenen einen Sog mit einem überraschenden Crescendo am Schluss. Ich bin nach der Lektüre etwas ratlos aber habe jedenfalls noch mehr Fragen zur Schweiz und ihrer Rolle im Zweiten Weltkrieg und den Geldgebern rechtsextremistischer Gruppierungen in der Gegenwart.