Lohnt sich!

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kerstin maier Avatar

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Der Schweizer Roman „Die Schrecken der anderen“ von Martina Clavadetscher erzählt in sehr ruhigem und poetischen Ton eine Geschichte voller Düsternis und Schrecken.
Dabei fängt alles mit verstreuten Protagonist:innen und Handlungsfäden an: ein Archivar mit Angststörung begutachtet eine Leiche in einem gefrorenen See, eine mysteriöse ältere Frau in einem Wohnwagen beobachtet ihn dabei. Ein reicher alter Mann hat nicht nur Probleme mit den Augen und eine junge unglückliche Frau, sondern auch noch seine bösartige greise Mutter im Dachgeschoss. Wie alle diese Menschen und ihre Geschichten und Handlungen zusammen hängen erschließt sich erst im Laufe des Romans Scheibchen für Scheibchen, wobei die Autorin es hinbekommt, dass man als Leser:in eigentlich durchgehend die richtige Ahnung entwickelt, auch wenn es einem beim Lesen selbst gar nicht bewusst ist, wie genau dies zustande kommt.

Einziger Schwachpunkt für mich ist, dass der Schreibstil doch in Teilen etwas sperrig ist, was es doch ein kleines bisschen schwierig macht ins Buch hineinzukommen. Ausgeglichen wird dies mit einigen Passagen in denen durch einzelne Charaktere Episoden aus der Vergangenheit sehr klar kommuniziert werden und was ein bisschen wie ein Stilbruch auf mich wirkte. Wenn man diese Punkte überwindet wird man aber durch die Bildsprache ins Geschehen gezogen und mit einem durchaus fulminanten und schlüssigen Ende belohnt. Der Highlight des Buches waren für mich einige Passagen, die so zielsicher treffend die heutige gesellschaftliche Lage beschreiben, dass ich inne halten musste um darüber nachzudenken. Insgesamt kein zu 100% einfaches Buch, aber eines das sich absolut lohnt.