Tiefe Abgründe, hohe Sprachkunst
Wunderliche Charaktere lässt Clavadetscher da am Rande eines Schweizer Sees aufeinanderprallen: eine „Alte“, die in einem Wohnwagen haust und definitiv mehr über die Bewohner des Dorfes weiß, als diesen lieb ist, einen Archivar mit Angststörung, der in Gegenwart der Alten wieder durchatmen kann, einen fehlsichtigen Investor mit einer pflegebedürftigen Mutter im Obergeschoss, die hartnäckig auf die Zeugung eines Erben besteht.
Doch was heißt da aufeinanderprallen? Zuerst einmal stolpert nur allzu neugieriger Schüler auf dem zugefrorenen See über ein Stück Stoff und entdeckt damit eine Leiche. Dieser Fund sorgt dafür, dass Schibig die Alte kennenlernt, doch was Kern damit zu tun haben könnte, das wird erst viel später aufgedeckt.
Nur so viel: der Aufbau der Geschichte, der die Charaktere zunächst parallel zueinander entwickelt, ist bis ins Detail durchdacht. Manche Verbindung lässt sich früh erahnen – und doch steckt in fast jedem Kapitel ein neuer Aspekt, eine Überraschung, eine Wendung, was die Lektüre sehr fesselnd macht.
Vor allem aber ist „Die Schrecken der Anderen“ ein sprachlicher Hochgenuss, bei dem jeder Ausdruck exakt gewählt ist und einfach jeder Satz sitzt. Die Beschreibungen sind knapp und doch absolut auf den Punkt. Die Dialoge machen oft Spaß – trotz der düsteren Stimmung, welche früh erahnen lässt, dass hier unangenehmen Wahrheiten an die Oberfläche drücken.
Ja, Clavadetscher hat sich in diesem Roman eines unliebsamen Themas angenommen. Dass sie in dieser Sache so ausdrücklich Position bezieht, ist einerseits sehr mutig – doch gegen Ende wurde mir diese Moral dann doch etwas zu platt und glatt in die Figuren und die Story gedrückt, gerade auch im Vergleich zum geschickt in Graubereichen spielenden Einstieg.
Trotz dieses Wermutstropfens eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die ein wenig bekanntes Stück Schweizer Geschichte mit einer sprach- und bildgewaltigen fiktiven Umsetzung in die öffentliche Diskussion rückt.
Doch was heißt da aufeinanderprallen? Zuerst einmal stolpert nur allzu neugieriger Schüler auf dem zugefrorenen See über ein Stück Stoff und entdeckt damit eine Leiche. Dieser Fund sorgt dafür, dass Schibig die Alte kennenlernt, doch was Kern damit zu tun haben könnte, das wird erst viel später aufgedeckt.
Nur so viel: der Aufbau der Geschichte, der die Charaktere zunächst parallel zueinander entwickelt, ist bis ins Detail durchdacht. Manche Verbindung lässt sich früh erahnen – und doch steckt in fast jedem Kapitel ein neuer Aspekt, eine Überraschung, eine Wendung, was die Lektüre sehr fesselnd macht.
Vor allem aber ist „Die Schrecken der Anderen“ ein sprachlicher Hochgenuss, bei dem jeder Ausdruck exakt gewählt ist und einfach jeder Satz sitzt. Die Beschreibungen sind knapp und doch absolut auf den Punkt. Die Dialoge machen oft Spaß – trotz der düsteren Stimmung, welche früh erahnen lässt, dass hier unangenehmen Wahrheiten an die Oberfläche drücken.
Ja, Clavadetscher hat sich in diesem Roman eines unliebsamen Themas angenommen. Dass sie in dieser Sache so ausdrücklich Position bezieht, ist einerseits sehr mutig – doch gegen Ende wurde mir diese Moral dann doch etwas zu platt und glatt in die Figuren und die Story gedrückt, gerade auch im Vergleich zum geschickt in Graubereichen spielenden Einstieg.
Trotz dieses Wermutstropfens eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die ein wenig bekanntes Stück Schweizer Geschichte mit einer sprach- und bildgewaltigen fiktiven Umsetzung in die öffentliche Diskussion rückt.