Verdrängt, aber nicht vergessen

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jessica Avatar

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Der Roman Die Schrecken der anderen beginnt mit einem starken Bild: Ein Junge entdeckt beim Schlittschuhlaufen eine Leiche im Eis. Dieses Bild steht für das, was viele lieber vergessen oder verdrängen – etwas Altes, Totes, das aber irgendwann an die Oberfläche kommt.

Der Roman zeigt, wie eng die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden ist. Es geht um Schuld, Mitläufertum, Macht und darum, wie leicht es ist, wegzuschauen, solange man selbst gut lebt. Dabei nutzt Clavadetscher auch mythische Motive: Drachen, Hexen, alte Legenden – das verleiht dem Buch eine besondere, manchmal fast märchenhafte Stimmung. Clavadetschers Sprache ist ruhig und oft poetisch. Sie beschreibt die Natur sehr bildhaft, vermischt das Lebendige mit dem Unbelebten und erschafft damit eine besondere Atmosphäre. Manche Abschnitte wirken träumerisch oder schwer verständlich, andere dagegen sehr klar und berührend.

Nicht alle Erzählstränge werden am Ende zusammengeführt. Einige bleiben offen. Doch genau das macht auch den Reiz aus – man merkt, dass nicht alles gesagt werden muss, um Wirkung zu zeigen.