Ein Einblick in ein anderes Leben

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waldeule Avatar

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In eine ganz andere Zeit, in eine anderes Land, ja in eine komplett andere Welt entführt diese Leseprobe. Sie erzählt von bitterster Armut, von menschlicher Ungerechtigkeit, von einer ungewohnten Lebenseinstellung und in erster Linie von einem bedauernswerten kleinen Jungen. Es ist sicher kein Buch, das rein zur Unterhaltung gelesen werden kann, sondern eine Lektüre, die den Leser fordert und auffordert, andere Kulturen wahrzunehmen und anzuerkennen. Es macht betroffen, diese von Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit geprägten Zeilen zu lesen, die den großen Unterschied zu unserer Wohlstandsgesellschaft aufzeigen.

Dennoch schaffte es der Autor, die Geschichte nicht ins Düstere abgleiten zu lassen. Fast etwas distanziert, ohne große Gefühlsregungen, wird die Welt aus der Sicht des 10jährigen geschildert. Für mich stellt sich dabei die Frage, ob ein junger Algerier aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen sein Umfeld wirklich so sieht, ober ob diese Abgeklärtheit reiner Selbstschutz ist, um nicht an den Widrigkeiten des Lebens zugrunde zu gehen. Wie auch immer, diese Distanziertheit erleichterte es mir, die Not der Betroffenen wahrzunehmen, aber nicht leserisch daran zu verzweifeln.

Trotz des betroffen machenden Inhalts fesselte mich die Art der Erzählung. Yasmina Khadra schafft es, mich in diese so fremde Welt eintauchen zu lassen und fast live dabeizusein. Farben, Landschafen und sogar Gerüche tauchten vor meinem inneren Auge auf und machten die Leseprobe lebendig.

Fazit: Anspruchsvolle Lektüre, die ein eine ganz andere Welt entführt.