Gelungener Fantasy-Mix

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Die Geschichte um die titelgebende schwarze Königin ist in zwei Zeitebenen geteilt. Die erste spielt im 15. Jahrhundert und nimmt nach einem kurzen Prolog auch sofort Fahrt auf. Barbara von Cilli hält nicht viel davon, nur die Frau an der Seite von König Sigismund zu sein und bildet sich selbst fort. Insbesondere Magie und Alchemie sind ihre Steckenpferde, die ihr zum Beinamen „die schwarze Königin“ verholfen haben. Sie zieht Vlad Dracul, Geisel am ungarischen Hof, in ihr Vertrauen. Ihr gemeinsames Ziel wird es, die Untoten auszurotten. Heitz gelingt es, die Ungleichheit der Beiden dazustellen und sie trotzdem auf einer gemeinsamen Welle reiten zu lassen.

Der zweite Erzählstrang ist in der Gegenwart angesiedelt und war für mich lange Zeit der weniger interessante. Len vertritt seine Großmutter auf einer Reise nach Prag. Zwar hat er ihre Geschichten im Hinterkopf: Er als Draculesti ist ein Nachfahre von Vlad II. und somit ein Feind der Vampire. Aber wer bitte glaubt seiner Großmutter solche Geschichten? Len nicht, bis sein Leben in Gefahr gerät.

Normalerweise interessieren mich bei Stories dieser Art mehr die, die in der Gegenwart spielen. Hier jedoch war es genau umgekehrt. Len blieb für mich lange farblos, eher ein Nebencharakter. Seine Motivation war nicht erkennbar, er wirkte eher unmotiviert und wenig fesselnd. Die historische Sequenz übte bei mir ähnlich Anziehungskraft aus wie Vlad bei Barbara. Immer tiefer wurde ich in den Sog der Geschichte gezogen, die atmosphärische Beschreibung der Umgebung hatte großen Anteil, dass ich mittendrin war statt nur dabei.

Etwas gewöhnungsbedürftig war die Mischung unterschiedlicher Sprachstile, die jedoch dazu beiträgt, die Geschichte lebendig wirken zu lassen. Nach einiger Zeit war ich so gefangen, dass ich das kaum mehr wahrgenommen habe. Zu spannend das Netz, das Heitz um die Vampire webt.

Auch andere Fantasy-Wesen tragen dazu bei, dass die Geschichte immer weiter vorangetrieben wird. Heitz hat sich mit Barbara von Cilli eine spannende Persönlichkeit ausgesucht, die den Kreuzzug gegen die Vampire anführt. Stand sie doch selbst lange im Verdacht, ein Vampir gewesen zu sein. In Verbindung mit Vlad, der der Blutlinie des „Pfählers“ angehört, ein unschlagbares Duo in Sachen historischer Spannung.

Nicht umsonst gehört Heitz zu den besten deutschen Fantasy-Autoren. Wieder einmal schafft er es, mit seinem dynamischen Schreibstil die Geschichte zum Leben zu erwecken. Auch wenn es ein paar Längen gab, schritt die Handlung schnell voran und die Ereignisse der Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen zu einem Guss. Ich hoffe, dass es einen weiteren Teil gibt, da die Story und die Charaktere das auf jeden Fall hergeben.

Den Erzähler Uwe Teschner kannte ich bereits vom Hörbuch „Die stumme Patientin“, welches ich sehr angenehm zu hören fand. Gerade bei einem Fantasy-Epos wie „Die schwarze Königin“ ist der Erzähler enorm wichtig, da er die Story mitträgt. Und auch hier wurde ich nicht enttäuscht.

Fazit: Wie man es von Markus Heitz gewohnt ist, bekommt man hier eine gelungene Mischung aus Fantasy und Fakten präsentiert, verwoben zu einer spannenden Story mit authentischen Charakteren. Eine Vampirgeschichte mit allem drum und dran.