Ein Mann, ein Haus, ein Kind

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Buchmeinung zu Brigitte Riebe – Wunderbare Zeiten

„Wunderbare Zeiten“ ist ein Roman von Brigitte Riebe, der 2019 bei Wunderlich erschienen ist. Dies ist der zweite Teil der Trilogie um die Schwestern vom Ku'damm.

Zum Autor:
Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Sie hat mit großem Erfolg zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen sie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte lebendig werden lässt. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.

Klappentext:
Berlin, 1952: Man muss das Leben tanzen, das war schon immer Silvie Thalheims Motto. Während für Schwester Rike das Kaufhaus am Ku'damm an erster Stelle steht, will Silvie nach der dunklen Zeit des Krieges nur eins: das Leben in vollen Zügen genießen. In den Wirtschaftswunderjahren laufen die Geschäfte ohnehin bestens, das Kaufhaus Thalheim bietet die neueste Mode an. Petticoats und Nylonstrümpfe, dazu feine Kollektionen aus Italien. So träumt Silvie ihren eigenen Traum: als Rundfunkredakteurin beim RIAS Karriere zu machen.
Doch seit ihr Zwillingsbruder aus dem Krieg heimgekehrt ist, hat sich die Dynamik in der Familie verändert. Oskar soll das Unternehmens leiten, gibt sich aber lieber dem Rausch durchfeierter Nächte hin. Als dann auch noch ein verhasster Konkurrent die Geschäfte torpediert und den Thalheims alles zu nehmen droht, wird Silvie klar, dass sie Verantwortung für das Kaufhaus und ihre Familie übernehmen muss…

Meine Meinung:
Erstaunt habe ich festgestellt, dass mich Romane mit Familiengeschichten immer wieder gefallen. So ist es auch im zweiten Band um die Familie Thalheim. Die Mischung aus realen historischen Elementen mit einer fiktiven Familiengeschichte übt einen starken Reiz aus. Die Autorin lässt in einem wunderbar leicht zu lesenden Schreibstil ein halbes Jahrzehnt vor dem Leser dahin fliegen, ohne dass es einen Moment langweilig wird. Im Mittelpunkt steht diesmal die selbstbewusste Silvie Thalheim, die sich aus der Familie gelöst hat und als Radiomoderatorin sehr erfolgreich ist. Diese Selbstbestimmung gerät in Gefahr als die Familie mehr Einsatz für das Modekaufhaus fordert. Zusätzlich wird sie vom klassischen Frauenbild mit Mann, Haus und Kind eingeholt. Schicksalsschläge und hoffnungsvolle Entwicklungen stehen im Fokus der Geschichte und Silvie muss ihr Leben immer wieder neu ordnen. Aber auch andere Familienmitglieder werden begleitet und auch ihre Sorgen, Nöte, Hoffnungen und Erlebnisse kommen nicht zu kurz. Ein Gefühl für die Zeit erhält man durch eingestreute Liedtexte, Nachrichten über politische Entwicklungen in Berlin, aber auch im Ostblock. Man verfolgt das Auseinanderdriften zwischen Ost und West, gerade auch in den Auswirkungen auf einzelne Personen. Es ist wunderbar erzählt und doch hat es mich nicht so gefesselt wie der erste Teil. Vielleicht ist Aufbau einfach interessanter als Weiterentwicklung.
Die Figuren sind interessant gestaltet mit Ecken und Kanten und sie entwickeln sich weiter. Es gibt Zeiten der Reflektion und Zeiten des Handelns. Die Atmosphäre einer aufstrebenden Stadt ist jederzeit spürbar und ich habe mich mit den Figuren gefreut und auch mit ihnen gelitten. Eine Zeittafel mit wichtigen und interessanten Ereignissen vervollständigt das positive Leseerlebnis. Ich freue mich schon auf den dritten Teil.

Fazit:
Die Geschichte der Thalheims wird faszinierend weitergeführt und doch fällt es im Vergleich zum ersten Teil etwas ab. Deshalb diesmal nur sehr gute vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.