Man muss das Leben tanzen

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Als ich dieses Buch bei Vorablesen gewonnen hatte, habe ich mir vorher noch Band 1 gekauft und gelesen, da ich die Trilogie unbedingt in der Reihenfolge lesen wollte. Daher war es umso schöner, direkt in Band 2 einsteigen zu können, weil mir alles aus Band 1 noch vor Augen war.

Während Band 1 aus der Sicht von der ältesten Schwester Rike geschrieben wurde, liegt der Fokus in "Wunderbare Zeiten" auf der mittleren Schwester Silvie. Wir befinden uns im Jahr 1952 und begleiten Silvie, ihre Familie und die Geschichte des Modekaufhauses Thalheim bis ins Jahr 1957. In diesen Wirtschaftswunderjahren geht es zwar nach den Kriegsjahren wieder aufwärts, jedoch ist nicht alles eitel Sonnenschein und die Familie hat einige Schicksalsschläge zu verkraften, die mir beim Lesen auch die Tränen in die Augen getrieben haben.

Silvie macht Karriere beim Rundfunksender RIAS, sie hat dort ihre eigene Sendung „Stimmen“, in der sie Prominente aus Film, Politik und Sport interviewt. Ich fand es ganz wunderbar, auf welche Prominenten man aus dieser Zeit in diesem Buch trifft: Billy Wilder, Hildegard Knef, Günter Pfitzmann und viele mehr. Was mir ganz besonders gefallen hat, sind die vielen historischen Fakten und Ereignisse, mit denen dieser Roman verwoben ist, ob es der Aufstand aus dem Juni 1953 ist, die legendäre Fußballweltmeisterschaft im Jahr 1954, die erste Berlinale oder sogar auch schon die Frankfurter Buchmesse im Jahr 1954.

Im Gegensatz zum 1. Band ist mir in diesem Buch Silvie sehr ans Herz gewachsen. Auf Seite 285 denkt Silvie genau den Gedanken, den ich auch ganz oft habe: „Mein Berlin, dachte Silvie und wurde auf einen Schlag ganz sentimental, wie sehr ick dir doch liebe!“ Schmunzeln musste ich auch auf Seite 227, wo Silvie auf der Frankfurter Buchmesse bummelt: „Hauptsache, das kleine blaue Notizbuch, das sie sich extra für diesen Besuch zugelegt hatte, füllte sich mehr und mehr mit spannenden Buchtipps. Wann sie das allerdings lesen sollte? Der Tag müsste mindestens sechsunddreißig Stunden haben, um alles zu bewältigen!“ – Herrlich, das denke ich auch jeden Tag 😉

Für mich als Berlinerin hatte dieses Buch sogar viele persönliche Verbindungen, die vielen Straßen in Wilmersdorf und Charlottenburg, die ich alle kenne und beim Lesen direkt eine Vorstellung hatte, wo sich das Geschehen immer gerade abgespielt hat. Herrlich fand ich auch, dass die legendäre „Eierschale“ in Dahlem vorkam. Und sogar die Buchhandlung Kiepert (die es leider nicht mehr gibt) wurde damals gerade neu eröffnet.

Mich interessieren die 50er Jahren unglaublich, ich mag die Musik, die Mode und das Lebensgefühl aus dieser Zeit, was in diesem Roman ganz wunderbar widergespiegelt wurde. Meine Eltern waren in den 50er Jahren jung, und ich frage sie oft nach dieser Zeit aus. Beide erinnern sich mit Leuchten in den Augen an ihre Kindheit und Jugend aus dieser Zeit.

Die Autorin hat mit diesem Buch einen ganz wundervollen Roman geschrieben und deutsch-deutsche Geschichte mit vielen Ereignissen und Begebenheiten eingebaut. Am Ende gibt es – wie auch schon im 1. Band – viele Seiten mit allen relevanten Daten aus den Jahren 1952 – 1957. Besonders hervorheben möchte ich auch Brigitte Riebes ganz wunderbaren Schreibstil und ihre Wortwahl, die einen durch das Buch fliegen lassen, aber auch sehr berühren. Ich fiebere dem 3. Band jetzt schon entgegen und bin so gespannt, wie es mit Rike, Silvie und dann vor allem der jüngsten Schwester Florentine weitergeht. Von mir gibt es natürlich eine absolute Leseempfehlung für diese Trilogie!