Toller Familienroman!

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Dieser zweite Band der Schwestern vom Ku'damm wird nun aus der Sicht von Silvie geschildert. Nachdem Rike das Unternehmen wieder ans Laufen gebracht hat kehrt nun Silvies Zwillingsbruder Oskar aus dem Krieg zurück und wird vom Vater in die Geschäftsleitung berufen. Doch leider fühlt sich Oskar dort überhaupt nicht in seinem Element und seine Tätigkeit wirkt mehr als kontraproduktiv. Gleichzeitig wird Silvie von ihrer Schwester immer mehr dazu gedrängt, ihre Fähigkeiten auch in den Dienst des Kaufhauses Thalheim zu stellen. Allerdings kollidiert das mit Silvies Wunsch, weiter beim RIAS ihre Sendungen machen zu dürfen. Hat sie doch mit der Sendung "Stimmen", in der Prominente wie Billy Wilder, Hildegard Knef und Heinrich Böll zu Wort kommen ein erfolgreiches neues Format aufgebaut.
Zusätzlich treibt Silvie ihr Wunsch nach Mann, Heim und Kind. Nachdem sie in der Vergangenheit einige Rückschläge hat erleben müssen, hofft sie nun umso mehr auf ein Happy End.

Brigitte Riebe gelingt es nahtlos an den Vorgängerband anzuschließen. Trotz des Perspektivwechsels ist man gleich wieder im Kreise der Familie Thalheim angekommen. Viele Dinge, die im ersten Band an Silvie eher störten, werden eben durch diesen Perspektivwechsel verständlich. Ihre innere Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Freiheit und dem Wunsch nach Heim und Kind wird so besonders deutlich.
Die fünfziger Jahre werden beim Lesen dieses Buches wieder lebendig. Nicht nur die Stars, die bei Silvie in der Sendung auftreten, auch die Musik, die bei Familienfeiern gespielt wird und die Mode, die im Kaufhaus Thalheim entsteht, lassen die Fifties vor dem inneren Auge der Leser aufleben.
Die historischen Eckpunkte der Zeit fließen über den Alltag der Thalheims in die Geschichte ein und werden in einer ausführlichen Zeittafel am Ende des Buches noch einmal aufgeführt. So bekommt man ein Gefühl für die Zeit, die weitem nicht so golden war, wie uns Filme aus dieser Zeit gerne weismachen wollen.

Das Schicksal der Familie Thalheim ist nicht immer einfach, aber am Ende zeigt sich, dass Familien auch in den ungewöhnlichsten Konstellationen gemeinsam auch die schwersten Schicksalsschläge durchstehen können. Das Buch endet, wie schon der erste Band, mit einem Paukenschlag, dessen Auswirkungen im nächsten Band dann zu verarbeiten sind. Hier wird dann auch Florentine zu Wort kommen, das Nesthäkchen der Sippe. Auf diesen Ausflug in die Sixties freue ich mich schon sehr, fiel es mir doch am Ende dieses Buches schwer, Abschied von den Thalheims zu nehmen.