Was damals war

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ikatzhorse2005 Avatar

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Die Schwestern vom Ku´damm – Wunderbare Zeiten (Band 2 Silvie) von Brigitte Riebe erschienen im Rohwohlt Verlag – Wunderlich

"Die schöne Silvie wird endlich flügge." Er begann zu schmunzeln. "Gefällt mir. Gefällt mir sogar sehr. Ja, ich denke, da ließe sich durchaus etwas machen..."
Silvie Thalheim, die Mittlere der drei Thalheim-Schwestern, ist die charakterstarke Hauptprotagonistin in Brigitte Riebes 2. Band der Berliner Kaufhaus-Dynastie. Selbstbewusst, erfolgreich, sagt, was sie denkt, kritisiert an richtiger Stelle, ungebunden und frei, agiert und jongliert sie zwischen den Belangen ihrer Familie und der eigenen Selbstverwirklichung. Silvie schafft den Spagat zwischen Macht, Intrigen, Rangeleien, Versöhnung und Zusammenhalt, ein Cocktail an Gefühlen im Alltag eine Großfamilie. Besonnen und klug musst sie sich eingestehen, auch ihren Teil der Verantwortung für das Unternehmen und gegenüber ihrer Familie beizutragen. ...

Die Autorin schreibt wie gewohnt fesselnd und lebendig. Ihr emotionaler, klarer Schreibstil gepaart mit den lebensnahen und verschieden agierenden Figuren, machen dieses Buch zu einer reinen Achterbahnfahrt der Gefühle. Ihre Geschichte, die unmittelbar an den 1. Band–Rieke anknüpft, zeigt dem Leser ein vielschichtiges Bild Berlins von 1952-1957. Die historisch fundierten Einflechtungen in dieser historischen Geschichte, machen die wunderbaren Zeiten so interessant. Silvies Rundfunkarbeit trägt dazu bei, kulturelle Details in die Erzählung einfließen zu lassen. Zwischen den Zeilen spielen historische und fiktive Personen perfekt zusammen und bereichern die Erzählung ungemein.
Dank gut gewählter Worte und findigen Dialogen, gelingt es, beim Durchstreifen der Bevölkerung alltägliche Situationen einzufangen sowie die beginnenden unterschiedlichen Entwicklungen zwischen "Ost" und "West" lebensnah darzustellen. Brigitte Riebe gestaltet einen Abriss unter politischen und wirtschaftlichen, geschichtlichen und kulturellen Gesichtspunkten vermischt mit musiklischen und vergnüglichen Details.

Umrahmt wird der Text von einem Prolog am Anfang und einer fundiert rechergierter Zeittabelle: Berlin 1952-1957 sowie einer Danksagung am Ende.

Fazit: Ein Gesamtpaket als dramatischer, unterhaltsamer Roman, großes Erzählkino, welches man sich gönnen sollte. Es darf niveauvoll weitergesponnen werden und somit freue ich mich auf den kommenden 3. Band um Florentine.