Wunderbare Zeiten

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In ihrer großen 50er-Jahre-Trilogie „Die Schwestern vom Ku'damm“ nimmt Brigitte Riebe den Leser mit auf eine spannende Zeitreise in das Nachkriegsjahrzehnt nach Berlin. Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Wohlstand prägen den Alltag, die vom Krieg gezeichnete Stadt blüht auf, das Leben ist wieder bunter – zumindest im Westteil der Stadt.

„Wunderbare Zeiten“ ist der zweite Band der Trilogie und spielt in den Jahren 1952 bis 1957. Da die Ereignisse in diesem Band auf die Geschehnisse des ersten Teils aufbauen, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Nach Rike steht diesmal mit der 29-jährigen Silvie die mittlere der Thalheim-Schwestern im Zentrum des Geschehens.

Die im ersten Teil noch sehr sprunghafte Silvie hat ihren Platz im Berufsleben gefunden - allerdings nicht im familieneigenen Modekaufhaus, sondern beim Rundfunk. Silvie ist als Redakteurin und Moderatorin mit ihrer neuen Sendung beim RIAS äußerst erfolgreich. Während es mit der Karriere steil bergauf geht, sieht es im Privatleben der lebenslustigen Silvie etwas anders aus. Besonders die Sorgen um ihren Zwillingsbruder Oskar, der körperlich und psychisch versehrt aus langjähriger Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist, reißen nicht ab. Außerdem wird ihr Wunsch nach einer eigenen Familie immer lauter, Silvie sehnt sich nach einem Mann an ihrer Seite, nach einem Kind und einem behaglichen Zuhause…

Schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt der Thalheims wieder gefangen genommen. Brigitte Riebe lässt ihre Protagonistinnen auch in diesem Band viele Höhen und Tiefen durchmachen. Während das Kaufhaus große Erfolge feiert, bringen herbe Schicksalsschläge Silvie und ihre Lieben immer wieder ins Straucheln – die kleinen und großen Katastrophen wirken dabei genauso wie die Glücksmomente echt und wie aus dem Leben gegriffen und lassen den Leser Seite um Seite mit den Akteuren mitleiden und mitfiebern.

Brigitte Riebe hat das Leben und den Alltag der Thalheims eng mit dem historischen Geschehen der 50er Jahre und der Entwicklung Berlins verflochten. Unzählige Details aus allen Lebensbereichen sorgen für Authentizität und lassen ein vielschichtiges Bild von Ort und Zeit vor den Augen des Lesers entstehen. Nicht nur große Ereignisse wie Berlinale, Arbeiteraufstand und Fußballweltmeisterschaft lässt die Autorin ihre Akteure miterleben, die Thalheims agieren auch an vielen bekannten Stätten und begegnen zahlreichen Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Kultur.

„Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten“ hat mir sehr gut gefallen. Eine gut ausbalancierte Mischung aus Familiengeschichte und spannender Historie, die mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß - ein durchweg mitreißendes Leseerlebnis.