Geschichte einer Bergmannsfamilie aus dem Erzgebirge

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gabriele 60 Avatar

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Luisa Steiner ist Fremdenführerin im erzgebirgischen Schlema. Damit blieb sie der Familientradion treu, im Bergbau zu arbeiten. Allerdings liegt ihre heutige Aufgabe eher darin, die Vergangenheit aufzuarbeiten: Schon vor hundert Jahren entstand in dem Bergmannstädtchen wegen des radonhaltigen Wassers ein Kurort, der während der DDR-Zeit allerdings dem sowjetischen Uranabbau zum Opfer fiel. Erst nach der Wiedervereinigung wurde der Kurbetrieb wieder zur Lebensader des Ortes.


Kati Naumann, bekannt dafür, Geschichte und Geschichten lebendig werden zu lassen, hat sich in ihrem geschichtsträchtigen Roman dem Bergbau im Erzgebirge gewidmet. In einem Erzählstrang behandelt sie die Vergangenheit Schlemas und der Bergmannsfamilie Steiner ab 1908; in einem zweiten, parallel verlaufenden, beobachtet sie Luisa Steiner im Jahr 2019, die nach dem Verbleib ihres Großonkels Rudolf Steiner forscht.


Für mich war dies der dritte Roman von Kati Naumann, die 1963 in Leipzig geboren wurde und einen Großteil ihrer Kindheit in Sonneberg/Thüringen verbrachte. Der studierten Museologin gelingt es darin wie gewohnt, alte Bräuche und Traditionen mit einer Familiengeschichte zu verweben. Auch wenn ich diesmal eine Weile brauchte um im Buch zu anzukommen, weiß ich nach Vollendung der Lektüre wieder, weshalb ich diese Autorin so schätze.

Selbst aus dem Westen zugezogen, interessiert mich sehr, wie es in meiner Wahlheimat früher zuging. Den Spalt, der sich nach dem zweiten Weltkrieg zwischen Ost und West auftat, weiß Kati Naumann spannend in Szene zu setzen. Die Lebensweise in der sowjetisch beherrschten Zone war in vieler Hinsicht konträr zum Westen. In Naumanns Büchern lerne ich das Warum und Wieso zu verstehen. So kann ich die Orte, die ich inzwischen mit eigenen Augen gesehen habe, ganz anders einschätzen.