Ruhig erzählte, vorhersehbare Familiengeschichte

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Das Buchcover besticht durch seine zurückhaltende Aufmachung und so erschließt sich einem als Betrachter erst auf dem zweiten Blick und bei genauerem Hinsehen die Schönheit der abgebildeten Landschaft.

Zum Roman: In zwei Erzählsträngen wird die Familiengeschichte der Bergarbeiterfamilie Steiner erzählt.
1908: Der 9-jährige Wilhelm Steiner lebt mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in einer Bergmannskate in Oberschlema. Der Vater Johann verdient das Geld im Erzbergbau.
Als nach dem ersten Weltkrieg das Radiumbad eröffnet wird und Oberschlema sich zu einem mondänen und europaweit bekannten Heilkurort entwickelt, profitiert auch Familie Steiner davon.

In der Gegenwart: Luisa Steiner führt am Wochenende Besucher durch das Besucherbergwerk ihres Heimatortes Bad Schlema. Auch beruflich ist sie der Bergbau-Tradition ihrer Familie treu geblieben: Sie vermisst die alten Stollen im Bergbaugebiet und dokumentiert Tagesbrüche. Ihrer Heimat, den hier lebenden Menschen und der Landschaft fühlt sie sich eng verbunden. Auch die eigene Familiengeschichte ist der jungen Frau wichtig und so ist sie seit jeher interessiert am Verbleib ihres Großonkels Rudolf, der im Jahre 1959 plötzlich spurlos verschwand. Was mit Rudolf geschah, darüber rätselt die gesamte Familie Steiner bis heute. Insbesondere Irma, Rudolfs Schwester und Luisas Großtante hadert mit dem Verlust und der Ungewissheit bis heute. Luisa entscheidet sich, dem Familiengeheimnis um das Verschwinden Großonkel Rudolfs auf die Spur zu kommen. Ist er wirklich in den Westen abgehauen oder unter Tage verschüttet worden?

Fazit:
Eine durchaus interessante Familiengeschichte, die aber für mich oberflächlich erzählt und mit wenig spannenden Ereignissen dargestellt ist. Die Geschichte ‚plätschert’ vor sich hin und die Schicksalsschläge der Familie werden so sachlich, ruhig und nüchtern dargestellt, dass man sich als Leser nur bedingt in die Protagonisten hineinfühlen kann. Luisa, Irma und Wilhelm bleiben blass und farblos. Zudem ist die Handlung Vorhersehbar und ohne Überraschungen und Höhepunkte.
Die Darstellung einer Bergarbeiterfamilie vor und nach dem ersten Weltkrieg ist gut recherchiert und nachvollziehbar dargestellt. Auch das Leben zurzeit des Nationalsozialismus, als Bad Schlema für seine heilsame Wirkung des Radons weltbekannt war, ist durchaus lesenswert. Der Roman gewährt auch interessante, mir bis dahin noch nicht bekannte, Einblicke über den Abbau von Uran im Erzgebirge während des Kalten Krieges und die Ausbeutung der Natur die damit einherging. Allerdings fehlt auch hier der Tiefgang und alles bleibt oberflächlich und mit viel Nachsicht (wie ich persönlich finde) für die DDR dargestellt.

Ein Buch für Menschen, die Interesse daran haben der Vergangenheit rund um den Bergbau im Schlematal auf die Spur zu kommen.