Unter Tage

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nell liest Avatar

Von

Die Familie Steiner hat viel durchgemacht, doch es gab zwei Konstanten: den Bergbau und den familiären Zusammenhalt - davon handelt „Die Sehnsucht nach Licht“ von Kati Naumann. Sogar die letzte Generation mit Luisa hat sich dem Berg verschrieben, inzwischen geht es allerdings um Renaturierung; aber Bergmann bleibt Bergmann und so ist sie auch in gewisser Weise Bergfrau geworden und fährt hinab, um Besucher*innen durch die alten Stollen zu führen. Sie ist es auch, die endlich das große Rätsel der Steiners lösen möchte: Was passierte mit ihrem Großonkel Rudolf, der so plötzlich verschwand? Doch nicht nur Luisas Recherche wird erzählt, die eher Einblick in das Leben einer vom Bergbau geprägten Region in heutiger Zeit ist, sondern die Erlebnisse der Familie von 1909 bis 1989. Viel ist geschehen im Schlematal und viel wurde verlangt von den Bergmännern, sowie von den Frauen: versiegende Quellen, erster und zweiter Weltkrieg, Bergbauunglücke, die DDR und die Strahlung des Urans, das dort jahrzehntelang abgebaut wurde, anfangs ohne Schutzausrüstung. Doch wie sagte Luisas Ururgroßmutter immer: „Neuer Tag bringt neue Hoffnung“.
Anfangs tat ich mich schwer mit „Die Sehnsucht nach Licht“. Kati Naumann versteht was vom Bergbau und wirft regelrecht mit den dazugehörigen Begriffen um sich, die zwar für den Bergbau an sich wichtig sind, aber nicht für die Geschichte. Trotzdem fing mich das Buch langsam ein, vor allem durch die Charaktere, die alle wunderbar liebenswürdig sind. Die Steiners hatten kein leichtes Leben, gaben die Hoffnung aber nie auf, sie machten weiter, fuhren hinab in den Berg und holten das beste aus jeder Situation raus. Nicht mal der Verlust von Rudolf konnte sie in die Knie zwingen, obwohl dieser sie über Generationen hinweg begleitete. Dabei muss man bedenken, dass Rudolf Schicksal keine reine Fiktion ist, so etwas geschah damals in der DDR und unterstreicht in was für einer privilegierten Zeit wir heute Leben dürfen.