Viel zu viele Unstimmigkeiten und viel zu viel Gewalt!

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ismaela Avatar

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Nachdem über dieses Buch wahre Begeisterungstsunamis hereingebrochen sind, habe ich mir das Buch selbst besorgt, in drei Abendlesestunden gelesen - und war enttäuscht. Aber wie!

Zum Inhalt muss ich, glaube ich, nichts mehr großartig schreiben, das wurde hier schon genug gemacht, um sich ein Bild machen zu können.
Zunächst muss ich sagen, dass ich die Geschichte an sich sehr toll fand, auch teilweise die Umsetzung war nicht schlecht: die magischen / fantastischen Elemente wie z. B. die sprechende Leselampe und der sprechende Lesesessel sind völlig unaufgeregt in die Geschichte eingebaut, als wäre es das Natürlichste der Welt. Das ist sehr angenehm. Auch, dass zwar Bücher und Literatur erwähnt, aber ebenfalls nicht bis zum Erbrechen bejubelt werden, wie es etwa in Tintenherz passiert (Jaaa, Meggie, du liest gern, wir haben 's alle kapiert!). Die Verschachtelung, die letztendlich zu den vier Häusern und zur Akademie geführt hat und die daraus resultierenden Konflikte waren intelligent und haben viel Potenzial. Das wurde aber ziemlich verschenkt.

Aber bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass die ganze Geschichte einfach nicht stimmig und ausgereift ist, und damit meine ich keine Flüchtigkeitsfehler wie bei Isis Nimmernis, die in einer Szene auf die Knie fällt und ihr Gesicht in den Händen vergräbt, obwohl ihre Arme auf dem Rücken gefesselt sind. Es sind so ganz allgemeine Dinge, die mir aufgefallen sind:

Um Literatur geht es in der ganzen Geschichte eigentlich überhaupt nicht, ausser dass Bücher benutzt werden, um "Sprünge" zu machen, und natürlich, wenn es sich um ein Seelenbuch handelt, das einen Bibliomant quasi "zum Leben zu erweckt". Welche Bücher das aber genau sind, warum gerade diese Geschichte/dieses Genre usw. geht völlig unter, sogar bei den Hauptpersonen, die eins haben.
Dass die Akademie Furias Familie als Feinde ansieht und sie auslöschen will, ist ja okay, aber die "Durchführung" ist einfach viel zu brutal. Das passt nicht zum Rest. Es wirkt, als hätte der Autor mit aller Gewalt (!) versucht, die Geschichte "erwachsenentauglich" zu machen. Auch im weiteren Verlauf wird geschlitzt, erschossen, zu Tode getreten, zerrissen, was das Zeug hält, furchtbar!
Furia flieht vor dem Angriff der "Umgarnten" aus der Residenz nach Libropolis, prügelt sich dort und durch den "Rebellenwald" durch, kehrt zurück, um ihrem Bruder zu helfen, und in der ganzen Zeit isst sie vier Schokoriegel und das wars; einmal schläft sie ein, das wars - kein Hunger, keine Erschöpfung - sehr unrealistisch.
Viele Sachen verlaufen im Sand: als die Umgarnte hat, was sie wollte (ein bestimmtes Buch), meint sie zu ihren Untergebenen, dass man jetzt den Bruder von Furia nicht mehr brauchen würde (er war ja das Druckmittel), aber er bleibt in seinem Zimmer festgesetzt, und mit ihm passiert (in der ganzen Geschichte) eigentlich gar nichts, bis der Chaffeur versucht, ihn zu retten. Auch der Bombenanschlag des "Rebellen" Finnian, ausgeführt mit einem Sprenggürtel, den er sich um den Körper geschnallt hatte, erfolgr zwar, aber am Schluss ist Finnian ohne weitere Erklärung wieder da, unverletzt, um sein Spatzl Cat in die Arme zu schließen. Hä? Wie ging das denn vor sich?

Alles in allem war mir die Geschichte einfach viel zu hastig hingeschrieben, sodass vieles einfach unlogisch und ärgerlich wirkt, und das hat mir die Lesefreude doch recht verhagelt. Auch Furia fand ich ab der Hälfte des Buches einfach nur noch unsympathisch und lästig. Mit ihrer ewigen "Kampfhaltung" und vorlauten Klappe hätte ich sie irgendwann gerne einfach nur an die Wand geklatscht.

Vielleicht muss ich einfach mal andere Bücher vom selben Autor lesen, vielleicht gefallen mir diese besser.