Eine aufregende Reise nach Sri Lanka

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Colombo, frühe 90er Jahre. Maali Almeida, ein schwuler Kriegsfotograf und leidenschaftlicher Zocker, erwacht eines Morgens im Jenseits, ohne den Hauch einer Ahnung, wer ihn warum umgebracht hat. Doch Zeit ist selbst im Leben nach dem Tod knapp: Maali hat nur sieben Tage, um herauszufinden, was passiert ist.

"Doch wie jeder Spieler weiß, ist der größte Killer in diesem gottlosen Universum der Zufall, der die Würfel schmeißt." (S. 62)

Das Buch ist ein fesselnder Mix aus Geschichtslektion, Poesie und makaberem Humor. Karunatilaka behandelt Themen wie Kriege, menschliche Zerstörungswut, Hoffnung und Verlust. In dem Roman geht es um große Themen und doch auch um die Bedeutung des einzelnen Schicksals.

"Alle Geschichten sind wieder aufgekocht, und alle Geschichten sind unfair. Viele werden mit Glück versorgt und viele mit Elend. Viele wachsen in Häusern mit Büchern auf, viele im Sumpf des Krieges. Und am Ende wird alles zu Staub. Bei jeder Geschichte geht am Schluss das Licht aus." (S. 211)

Die Themen Wahrheit im Krieg, Medienmacht und Berichterstattung sind zentral. Almeida ist scheinbar im Besitz von Fotografien, die die Welt verändern könnten, wenn sie nur alle endlich zu Gesicht bekämen. Karunatilaka zieht geschickt Parallelen zur modernen Zeit und überzeugt mit einem politischen, feinfühligen und spitzzüngigen Roman. Die vielen Namen und Sri Lankanischen Bezeichnungen erschwerten gelegentlich die Lektüre, doch das mindert nicht den Wert dieses tollen Buchs. Klare Empfehlung meinerseits!