(Zu) Exotischer Lesetrip

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kkruse Avatar

Von

Eines Tages findet sich Maali Almeida im Jenseits wieder und weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist. Er hat nun sieben Monde (bzw. Tage) Zeit, um herauszufinden, wer ihm das Leben genommen hat und warum. Also wandelt er als Geist durch das vom Bürgerkrieg gezeichnete Sri Lanka und versucht die Umstände seines Todes aufzuklären, wobei schnell klar ist, dass seine Arbeit als Kriegsfotograf damit zusammenhängt. Auf diesem übernatürlichen Trip trifft er auf zahlreiche Dämonen, Geister und lebende, aber ebenso zwielichtige Gestalten und wird mit der Brutalität des bürgerkriegsgeschüttelten Sri Lankas konfrontiert.
Das exotische Setting, der magische Realismus und nicht zuletzt das psychedelische Cover haben mich angesprochen und da ich gerne anspruchsvolle Roman lese, mit denen ich meinen Horizont erweitern und dazulernen kann, habe ich mich mit Maali Almeida auf diese außergewöhnliche Reise gewagt. Aber schnell hat mich der Roman überfordert und war doch allzu exotisch für mich, weswegen ich ihn dann leider abgebrochen habe und bei diesem Lesetrip nicht bis ans Ziel gelangt bin.
Dabei ist „Die sieben Monde des Maali Almeida“ durchaus gut und literarisch anspruchsvoll geschrieben, was auch ein Grund ist, warum ich doch bis zur Hälfte durchgehalten habe. Der Roman ist in der „Du-Perspektive“ geschrieben und dadurch ist man sehr nah am Protagonisten und der Handlung dran. So wirken die Kriegsgräuel noch erschütternder auf einen und der Roman bekommt eine atmosphärische Dichte. Auch der schwarze Humor des Erzählers und das ungewohnte Setting machen die Lektüre interessant, doch habe ich schnell gemerkt, dass mir das nötige Hintergrundwissen zur Geschichte Sri Lankas fehlt.
Auf jeden Fall sollte man sich über die politischen und gesellschaftlichen Umstände informieren, denn ansonsten verliert man jeglichen Kontext. Nicht nur, dass die historischen Hintergründe der Handlung verworren und kompliziert sind, auch die unglaubliche Fülle von Personen und deren lange, exotische Namen erschweren das Verständnis. Dazu springt der Erzähler zwischen mehr als einer Ebene hin und her: Jenseits und Diesseits, Gegenwart und Vergangenheit, verschiedene Orte in der Gegenwart – anstrengend! Durch das episodenhafte Erzählen wird die Handlung nur bruchstückhaft klar und es ist mir schwergefallen, bei diesem wilden Lesetrip auf der Spur zu bleiben. Da zudem häufig die Personen auch einfach im direkten Dialog mit einander sprechen, fehlt wieder ein erklärender Kontext und all das hat mich dann leider doch überfordert. Auch sollten Leser nicht zart besaitet sein, denn es mangelt nicht an Blut und Leichen…
Ich habe mir von dem Buch eine Lektüre außerhalb meiner gewohnten „Lesekomfortzone“ versprochen, wollte eine fremde Welt und eine surreale Wirklichkeit kennenlernen. Das habe ich zwar bekommen, aber es war dann doch zu viel des Guten und zu exotisch für mich.