Eine Geschichte, die mich nachdenklich macht

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gaby2707 Avatar

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Im Juli 1996 feiern drei junge Männer ihren Segelregattasieg bei der Kieler Woche mit reichlich Alkohol. Als sie anschließend zu einer Geburtstagsfeier aufbrechen, setzt sich Jonas van Loon ans Steuer des Golf. Es kommt zu einem verhängnisvollen Unfall bei dem ein junger Mann stirb und der Fahrer und Max Keller, der sich nach einer kurzen Diskussion als Fahrer ausgibt und somit seinen Freund Jonas schützt, verletzt werden.

25 Jahr später:
Max Keller ist Arzt geworden. Seine Tante Maria Linz, die ihn nach dem Tod seiner Großmutter und der Alkoholsucht seines Vaters wie ihren eigenen Sohn bei sich aufgenommen hatte, bittet ihn, ihr beim Sterben zu helfen. Max hilft ihr und begibt sich damit in eine Zone zwischen Recht und Moral. Ihm wird Tötung auf Verlangen vorgeworfen. In dieser Situation bittet er seinen Freund Jonas, der jetzt als Staatsanwalt kurz vor dem ganz großen Karrieresprung steht, um Hilfe.


Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so aufgewühlt und berührt wie "Die sieben Schalen des Zorns" von Markus Thiele. Das Thema Altersdemenz kam vor kurzem sowohl durch meine Eltern als auch meine Schwiegereltern zum tragen. Irgendwie habe ich mich dann auch mit dem Thema Sterbehilfe beschäftigt, das in unserer Gesellschaft, wie ich finde, sehr negativ behaftet ist. Die Meinungen dazu gehen ja sehr stark auseinander.

Markus Thiele geht in diesem Buch völlig wertfrei und doch tiefgründig auf die aktive und passive Sterbehilfe und die Beihilfe zur Selbsttötung ein. Die Hintergründe werden sehr gut dargestellt und beleuchtet. In seinem Nachwort geht er erläuternd auf das Urteil der höchsten Gerichtsinstanz in Den Haag, Niederlande, vom 21.02.2020 ein. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch zu Diskussionen mit den unterschiedlichsten Sichtweisen führen kann. Was ist richtig, was ist falsch. Das muss hier jeder für sich selbst entscheiden.

Max Richter und Jonas van Loon - unterschiedlicher können Freunde kaum sein. Ab dem Jahr 1978 begleite ich ihr Leben bis zu diesem verhängnisvollen Unfall und bis zum Prozess. Gerade Max´ Leben hat nicht auf der Sonnenseite stattgefunden. Was mir bestimmt im Gedächtnis bleibt ist der Sack Kartoffelschalen anstatt der sehnlichst gewünschten Eisenbahn zu Weihnachten und die Kuh Clara im Stall. Auch Max´ Cousine Agnes, die Tochter von Maria, spielt hier eine Rolle. Diese Rückblicke in die Vergangenheit lassen mich die Beweggründe der Protagonisten besser verstehen. Sie bringen auch die moralischen Bedenken gut zum Ausdruck.

Ein bewegender Roman zwischen Fiktion und Wahrheit, über Sterbehilfe, Freundschaft, Werte und Schuld, der mich gefesselt hat und der zum Nachdenken anregt.