Vielschichtiger Roman

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drums030 Avatar

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Es fällt mir gar nicht so leicht, zu diesem Buch eine Kritik zu verfassen die ihm gerecht wird. Zunächst entsteht durch den Klappentext der Eindruck, dass das Buch sich eingehend mit dem Thema Sterbehilfe befasst. Das war einer der Gründe weshalb ich - selbst Mediziner - mich für die Lektüre entschieden haben. Und ich war gespannt wie man ein solches Thema in Romanform umsetzen kann. Es sei aber vielleicht vorab gesagt, dass das Buch viel weniger "morbide" ist als man erst einmal annehmen würde.
Allein schon der Aufbau des Romans an sich ist vielschichtig. Es gibt verschiedenste Zeitebenen in denen jeweils die aktuelle Lebenssituation von einem der Protagonisten geschildert wird. Hierbei gelingt es dem Autor sehr gut, den Erzählstil personengerecht authentisch wirken zu lassen, beispielsweise wenn wir über den noch sehr jungen Hauptprotagonisten und seine kindlichen Erlebnisse lesen. Auf eine subtile Art und Weise lernt man durch diese Art der Erzählung jeden der Protagonisten auf eine relativ intime Art und Weise kennen. Einzig der Person von Jonas bleibt hier in meinen Augen etwas auf der Strecke, hier erfährt man weniger über Kindheit und Lebensweg als beispielsweise bei Max.
Durch die "stückchenweisen" Geschichten in denen man die Charaktere immer mehr kennenlernt entsteht fast eine Art Sogwirkung die das ganze Buch ausübt. Außerdem war für mich sehr auffällig, dass ich je weiter ich mit der Lektüre fortgeschritten war zunehmend emotionaler auf geschilderte Schicksalsschläge reagierte. Auch das ist für mich in dem wirklich sehr gelungenen Aufbau begründet.
Was mir weiterhin gefallen hat, ist der Schreibstil des Autors. In einigen - sehr tragischen - Kapiteln gelingt es ihm, auf subtilste Art und Weise zwischen den Zeilen erkennen zu lassen, dass das Kapitel in einer emotionalen Katastrophe enden wird.
Insgesamt bin ich sehr beeindruckt davon, wie der Autor sich mit dem Thema Sterbehilfe befasst, es auf der anderen Seite aber schafft, dass mindestens 3/4 des Buches mit diesem Thema nichts zu tun haben, wiederum aber die Basis für die schlussendliche Bewertung der "Tat" des Protagonisten liefern.
Ein rundum gelungenes Buch das einen auf eine emotionale Reise mitnimmt und die aktuelle rechtliche / politische Situation zum Thema Sterbehilfe sensibel aufzeigt.