Fantasy trifft Agatha Christie - faszienierende Unterhaltung

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jethro Avatar

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Spannend bis zum Schluss, manchmal philosophisch und sprachlich toll

Stuart Turton hat mit seinem ersten Roman "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" einen Roman geschrieben, der gut unterhält, aber den Leser auch fordert.

Diese Rezension bespricht das bei Audiobuch erschienene Hörbuch, das von Frank Stieren gelesen wird. Und um es kurz zu machen: Frank Stieren macht einen sehr guten Job. Es macht Spaß, ihm zuzuhören, und er schafft es, den vielen und vielschichtigen Charakteren des Buches und ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Worum geht es in dem Roman? Vordergründig ist es ein klassisch, englischer Whodunit-Krimi. Das Krimi-Personal scheint ganz aus einem Krimi von Agatha Christie zu stammen. Auf dem verfallenen Familiensitz der Familie Hardcastle wird ein Maskenball stattfinden, an dessen Ende die Tochter Evelyn Hardcastle sterben wird. Aiden Bishop soll diesen Mord aufklären.

Doch hier hat Stuart Turton einen Plot entwickelt, den ich in dieser Form noch nie gelesen haben. Denn Aiden Bishop ist auf dem Landsitz Blackheath in einer Zeitschleife gefangen. Er wacht im Körper einer der Gäste auf und muss erfahren, dass er dieser Zeitschleife nur entkommen kann, wenn er bis zu Abend, den Mord, der noch passieren wird, aufklärt. Doch dazu hat er nicht nur den einen Tag Zeit, sondern er darf den Tag achtmal in acht verschiedenen Wirten durchleben.

Was folgt, ist ein von Stuart Turton grandios inzeniertes Verwirrspiel, denn Aiden Bishop muss ständig zwischen den Wirten hin- und herspringen und vor allem muss er mit den Charakteren seiner Wirte kämpfen, während er versucht, den Mord aufzuklären.

Ich selbst habe großen Respekt vor Stuart Turton, denn er schafft es, in diesem sehr komplexen Plot, die Übersicht zu behalten und die Spannung, bis zum Schluss aufrechtzuhalten. Immer wieder werden neue Details des Mordes gebracht, neue Fragen tauchen auf und am Ende rutscht nach und nach jedes Puzzleteil an seinen Platz.

Noch spannender als die Frage nach dem Mörder ist dann die Frage, warum Aiden Bishop diese Zeitschleife durchleiden muss, und auch hier liefert Stuart Turton eine überrachende Erklärung, die der ganzen Handlung einen fast philosophischen Touch gibt.

Das Hörbuch hat mir sehr großen Spass gemacht, allerdings ist das Werk nichts, was man nebenher hören oder lesen kann. Ich habe immer wieder mal zurückhören müssen, um mich zu vergewissern, ob ich ein Detail noch richtig in Erinnerung habe (Hier ist vielleicht das Buch besser geeignet) . Aber dann zu erkennen, wie sich die Details plötzlich erklären ließen, war ein großer Spass für mich. Am Ende musste ich unbedingt weiter hören, fand es dann aber sehr schade, als das Hörbuch zu Ende war.

Ein großer Pluspunkt ist auch Stuart Turtons Sprache, die zum Beispiel Aiden Bishops Kampf in den fremden Körpern sehr gut und bildhaft beschreibt.

Von mir gibt es eine klare Hör- bzw. Leseempfehlung. Man muss aber wissen, worauf man sich bei diesem Werk einläßt.