Hier bringt Schlaf keine Erholung

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borstelmaus Avatar

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Gab es jemals ein Buch wie dieses? Wenn ja, dann habe ich es nie in die Hände bekommen, denn dieser Kriminalroman von Stuart Turton hat mir ein unvergleichliches und ganz neues Lesevergnügen bereitet. Im Klappentext mit einer Mischung aus "Agatha Christie" und "Täglich grüßt das Murmeltier" beworben, wird es diesen eben nicht ganz gerecht. Spuren von "Matrix" sind ebenso enthalten, und doch lässt sich dieses Buch schlecht in eine Schublade stecken. Dafür ist es buchstäblich viel zu schade. Ich habe nichts vergleichbares vorher gelesen, wünsche aber mehr davon.

Die Geschichte hat mich sehr schnell in ihren Bann gezogen, denn genauso wie der Ich-Erzähler weiß auch der Leser nicht, warum er in diesem Wald aufwacht, wer er ist und was um Himmels Willen das alles zu bedeuten hat. Vor allem, dass er als Ermittler tätig sein soll, wird erst nach etlichen Kapiteln und diversen Neustarts in den Tag angesprochen. Ganz langsam bringen winzige Puzzleteilchen von Informationen Licht ins Dunkel und verwirren dadurch oft nur noch mehr. Trotzdem habe ich dieses Verwirrspiel nie als lästig oder störend empfunden, denn die Personen werden so liebevoll mit allen ihren Macken und Charaktereigenschaften beschrieben, dass ich einfach nur gern weiterlesen und in der Geschichte eintauchen wollte. Mehrfach musste ich zurückblättern, um Situationen nochmal nachzulesen, ob diese wirklich so abliefen und ich nicht etwas überlesen habe. In diesem Roman steckt Arbeit für alle drin: Allem voran hat der Autor wirklich Großartiges geleistet, solch einen kniffligen Kriminalronan zu entwickeln, der Ich-Erzähler schlägt sich wacker Runde für Runde und auch als Leser kann ich mich nicht ausruhen, sondern muss voll dabei sein, um nicht den Überblick zu verlieren. Oft bin ich auf der falschen Fähre gewesen und dann wieder von einer Wendung überrascht worden. Mystisch oder gruselig fand ich es allerdings zu keinem Zeitpunkt, obwohl einige Figuren und auch die Rahmenhandlung an sich fiktiv sind. Obwohl, wer weiß das schon so genau...

Im Buchdeckel befindet sich eine sehr hilfreiche Karte, die das Anwesen und umliegende Gebäude abbilden, so dass eine räumliche Vorstellung möglich wird. Außerdem ist zu einigen Charakteren ein Gegenstand abgebildet, der mit dieser Figur verbunden ist und Teil der Auflösung wird bzw das Zusammenhalten aller Handlungstränge erleichtert.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn es gegen Ende zu schnell zu Ende ist. Dabei sind große Fragen aufgeworfen, nach Rache, Schuld, Vergebung. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden! Diese Buch lese ich definitiv noch einmal.