Nicht ganz mein Geschmack

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rinoa Avatar

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Ein Mann findet sich ohne Gedächtnis und verletzt im Wald wieder. Was ist passiert? Trachtet ihm etwa jemand nach dem Leben? Und wer ist Anna, der einzige Name, an den er sich erinnern kann?
Erst nach und nach wird das ganze Ausmaß seiner Geschichte klar. Heute Abend, auf dem Maskenball der Familie Hardcastle, wird ein Mord geschehen; die Tochter Evelyn wird sterben.
Und Aiden Bishop, so die wahre Identität des Mannes, soll diesen Mord aufklären. Dafür wird er ein und denselben Tag acht Mal wieder erleben, immer im Körper einer anderen, sich derzeit auf dem Familienanwesen Blackheath befindlichen Person.

Zunächst einmal finde ich die Idee richtig toll. Sie ist zwar nicht ganz neu – ich denke beispielsweise an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ -, dadurch, dass Aiden den Tag jeweils aus der Perspektive eines anderen Wirtes erlebt, aber umso spannender.
Die Umsetzung fand ich dann auch richtig gut gelungen und wenn mir manchmal der Kopf ein bisschen geraucht hat, dann lag das an mir, nicht an Stuart Turton.
Dieser schafft es nämlich meisterhaft, die verschiedenen Wirte miteinander agieren zu lassen, so dass wie bei einem Puzzle immer mehr Teile zueinander passen und Geschehnisse, für die es zunächst keine Erklärung gibt, im weiteren Verlauf plötzlich Sinn ergeben.

Was mir auch sehr gut gefallen hat war, dass Aiden immer auch ein wenig die Charaktereigenschaften des jeweiligen Wirtes annimmt, ich ihn aber immer noch dahinter erkennen konnte, auch wenn es ihm zunehmend schwer fällt, er selbst zu bleiben. Diesen inneren Kampf stellt der Autor richtig gut dar.

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich in der Geschichte angekommen war und mich auch darauf einlassen konnte. Die ersten 100 Seiten fand ich recht eintönig, gut geschrieben zwar, aber es kam nicht so richtig in Fahrt. Dann jedoch entwickelte sich eine regelrechte Sogwirkung und ich wollte unbedingt weiterlesen.

Was mir allerdings gar nicht zugesagt hat war die Erklärung, wieso Aiden auf Blackheath gelandet ist und was die Hintergründe sind. Entweder der Autor hätte diese Thematik wesentlich ausführlicher behandeln sollen – oder ganz weglassen. Ich hätte mir lieber selbst etwas zusammengereimt bzw. wäre darüber komplett im Unklaren gelassen worden. So war es für mich nämlich immer noch irgendwie unklar, trotz „Auflösung“ des Autors.
Letztendlich war mir die Geschichte für einen Kriminalroman zu unrealistisch.

Gerade zum Schluss hin wurde diese für mich auch zunehmend verworren; wo das Buch sich am Anfang noch viel Zeit nimmt, geht es am Ende Schlag auf Schlag, was mir dann ein bisschen zu viel war. Insgesamt wäre weniger vielleicht mehr gewesen.

Doch wie überall – und hier vielleicht sogar ein wenig mehr – ist das eine reine Geschmackssache, und meinen Geschmack hat „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ nicht ganz getroffen.
Ich würde trotzdem jedem, der sich für das Thema interessiert, empfehlen, das Buch zu lesen und sich selbst eine Meinung zu bilden.