Spannende Identitätssuche

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„Die Siegel des Todes“ von Peter Orontes ist ein spannender Historienroman der im 14. Jahrhundert spielt. Die beiden Protagonisten sind Elias und Ranghild, die beide bei einem Überfall auf ihr Zuhause ihre Eltern verloren haben. Beide erinnern sich nur schemenhaft daran, was damals geschah und sind seitdem, jeder auf seinem steinigen Weg, auf der Suche nach ihrer wirklichen Identität. Elias wächst zunächst bei einem brutalen Abdecker im Schwarzwald auf, kann diesem jedoch entfliehen und schließt sich einer Gauklertruppe an, bevor ihn schließlich ein reicher Regensburger Händler in seine Obhut nimmt. Ranghild hat auch einen Überfall auf ihre Familie überlebt und konnte sich zu einer Kräuterfrau flüchten, die sie in die Geheimnisse des Heilens einweiht. Doch auch dort ist ihr nur ein kurzes Glück gegönnt. Sie wird gezwungen aus der Idylle zu fliehen und muss sich als Magd von 3 Köhlern im Schwarzwald verdingen. Als ihr auch dort die Flucht als einziger Ausweg erscheint, hat sie das Glück auf eine Ärztin aus Salerno zu stoßen, die ihr die Tür zu einem völlig neuen Leben öffnet. Doch es scheint, als ob die beiden Lebenswege von Elias und Ranghild in einer geheimnisvollen Art und Weise miteinander verknüpft sind. Als sich die beiden jungen Leute in Regensburg begegnen machen sie sich gemeinsam auf den Weg, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften.
Peter Orontes bettet seine Geschichte in reale historische Gegebenheiten ein. Der Prolog bildet quasi schon die Verknüpfung und auch das Ende stellt wieder den Bezug zu den tatsächlich geschehenen historischen Ereignissen her. Zwischenzeitlich steht aber eher die Geschichte der beiden Hauptdarsteller im Vordergrund, was die Erzählung sehr lebendig macht. Politische Intrigen werden zwar angedeutet, aber die spannenden Abenteuer von Elias und Ranghild, die nicht zuletzt dadurch so angenehm zu lesen sind, weil sie an wechselnden Schauplätzen spielen, machen den Roman zu einem mitreißenden Historien-Schmöker. Manche Geschichten werden leider nur nicht so richtig zuende erzählt, aber das Buch ist mit seinen fast 700 Seiten ja schon ordentlich dick.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, die Atmosphäre gut beschrieben und die Fakten genau recherchiert. Für mich ein wirklich guter Mittelalter-Roman, den man für die Lektüre an langen Winterabenden nur empfehlen kann. Allein das Ende finde ich ein bisschen abrupt, aber das ist eher verzeihbar. Das Cover ist gut gewählt und schön düster, passt also perfekt.