Der Funke springt nicht über

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Peter Nichols Roman "Die Sommer mit Lulu" beschreibt die Lebensgeschichte der lebenslustigen und charismatischen Britin Lulu. Sie blickt auf zwei gescheiterte Ehen zurück und ihr Verhältnis zu ihrem einzigen Kind Luc ist schwierig. Gleichzeitig wird die Liebesgeschichte von Luc und Aegina erzählt. Aegina ist die Tochter aus zweiter Ehe von Gerald Rutledge, der wiederum in erster Ehe mit Lulu verheiratet war. Gerald und Lulu verbindet inzwischen eine Art Hass-Liebe und durch einen tragischen Unfall sterben sie gemeinsam bei einem Sturz von den Klippen.
Erzählt wird die Familiengeschichte quasi rückwärts. Sie beginnt mit dem Tod von Lulu und Gerald und endet mit den Ereignissen im Jahr 1948, die schließlich erklären, warum sich die beiden damals trennten.
Ich muss leider sagen, dass ich doch recht enttäuscht von Nichols Roman war. Als Kulisse hat er sich die wunderschöne Insel Mallorca ausgesucht, vermag aber in keinster Weise ihren Zauber im Buch wiederzugeben. Die Figuren bleiben allesamt blass und die Geschichte holpert eher träge dahin, als dass sie an Fahrt zunimmt. Besonders misslungen ist die Figur der angeblichen Protagonistin Lulu. Deren Schönheit und Tatendrang wird zwar mehrmals gepriesen, aber in der Geschichte nicht wirklich umgesetzt, sieht man einmal von ihrem beherzten Sprung von der Yacht ab. Ich würde Lulu auch nicht als tatsächliche Hauptfigur des Romans ansehen. Sie kommt zwar immer mal wieder vor, ist aber als Persönlichkeit nicht wirklich dominant. Eher im Vordergrund stehen die verschiedenen Techtelmechtel, die das übrige Roman-Personal miteinander haben. Das ist aber eher langweilig.
Einzig gelungen als Figur ist meiner Meinung nach Luc, dessen Geschichte auf jeden Fall noch am glaubwürdigsten und interessantesten ist. Vielleicht ist es auch nicht so glücklich, den Roman rückwärts zu erzählen. Mehr Spannung hätte erzeugt werden können, indem man Rückblenden eingeschoben hätte.
Außerdem hätte es den Roman, meiner Meinung nach, bereichert, wenn die Geschichte zwischen Gerald und Lulu ausführlicher erzählt worden wäre. Das kurze Kapitel über das Jahr 1948 war dazu viel zu kurz.
Positiv bemerken möchte ich allerdings noch, dass man Peter Nichols seine Leidenschaft fürs Segeln auch beim Schreiben anmerkt. Die Szenen auf dem Wasser sind sehr authentisch.
Bei mir ist der Funke beim Lesen des Buches nicht übergesprungen, wer ruhigere Bücher mag, dem könnten "Die Sommer mit Lulu" aber durchaus gefallen.