Liebe wird zu Hass

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mauela Avatar

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Sechzig Jahre ist es her, dass die Ehe von Lulu und Gerald schon bald nach ihrer Hochzeitsreise in die Brüche ging. Als sie sich wieder sehen, ist ihnen nur ihr Hass geblieben und es gelingt ihnen nach all den Jahren nicht, das Missverständnis, das zum Scheitern ihrer Ehe geführt hat aus dem Weg zu räumen. Stattdessen geschieht ein schrecklicher Unfall, bei dem beide ums Leben kommen.

Der Autor Peter Nichols nimmt den Leser in seinem Roman „Die Sommer mit Lulu“ mit auf eine Zeitreise. Er beginnt im Jahr 2005 als Lulu und Gerald sich nach sechzig Jahren zum ersten Mal nach dem Scheitern ihrer Ehe wieder treffen und rollt die Geschichte rückwärts erzählt auf um am Ende des Romans den Bogen mit einer Rückkehr zu den aktuellen Geschehnissen zu schließen. Insgesamt ist der Roman gut und flüssig geschrieben, beschreibt wunderbar den Flair der Insel Mallorcas auf der die Geschichte hauptsächlich spielt und gibt interessante Einblicke ins Leben aller Protagonisten. Schade ist nur, dass der Spannungsbogen insgesamt etwas gefehlt hat und das Hauptaugenmerk nicht auf den Vorkommnissen zwischen Lulu und Gerald und der Lösung ihres Geheimnisses gelegt wurde, sondern dass alle Personen gleichermaßen wichtig erscheinen und in manchen Passagen die Nebenpersonen sogar mehr im Vordergrund stehen als die eigentlichen Hauptpersonen. Dabei bekommt man manchmal beim Lesen das Gefühl, dass um das Problem herum geschrieben wird und der Leser sich der Auflösung der Geschichte überhaupt nicht nähert. Und manche Ereignisse und Personen die wichtig erscheinen, verschwinden auf einmal von der Bildfläche und tauchen später auch nicht mehr auf. Weniger ideal finde ich auch, dass die spanischen Sätze, die hin und wieder eingestreut sind, nicht übersetzt werden. Das macht die Geschichte für Leser, die keine Fremdsprache sprechen etwas holprig. Nicht besonders schön sind auch die vielen Anspielungen auf das rege Sexualleben der einen oder anderen Person und die dabei verwendeten eher vulgären Umschreibungen (z.B. Seite 325 – durchvögeln), die nicht in den ansonsten eher leisen und angenehmen Schreibstil passen.

Trotzdem kann ich den Roman allen Lesern empfehlen, die sich eine schöne, interessante und gut aufgebaute Sommerlektüre wünschen.