Nachtschicht für Lulu

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florinda Avatar

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Autor: Peter Nichols
Titel: Die Sommer mit Lulu

Na, das war ja dann wohl wieder einmal ein "Die-Nacht-fast ganz-zum Tag-machen-und-in-einem-Rutsch-durchlesen" - Buch! Ich konnte das Buch jedenfalls erst heute früh um 5 Uhr aus der Hand legen. Zufrieden. So zufrieden, dass ich trotz einiger winziger Kritikpünktchen immer noch guten Gewissens volle 5 Sterne vergeben kann. So hätte ich gern, wenn ich denn mal die Lektüre minutenlang unterbrechen musste, um eine Dehydrierung oder Unterzuckerung rechtzeitig abzuwenden, ein Lesebändchen vorgefunden. Und ich fand bei dem ohnehin wegen der Rückwärtserzählung leider nicht ganz so leicht durchschaubaren Gewusel von Personen, die da alle in Lulus Klippen-Hotel wild durcheinander liebten, Sex hatten, tranken, stritten und dergleichen mehr, die Wahl mancher Personennamen nicht sehr glücklich. Da gab es beispielsweise sowohl eine Billie als auch eine Millie. Aber mit zunehmendem Lesefortschritt kam ich dann doch zum Glück noch einigermaßen zu Recht. Hat man die Geschichte zu Ende gelesen, sieht man, wie gut das auf den ersten Blick meiner Meinung nach etwas unscheinbare Bild auf dem Umschlag doch zum Inhalt passt. Apropos Bild - eine oder mehrere Karten sowohl von den Gegebenheiten direkt auf Mallorca als auch von den Reisewegen sowohl Geralds und Odysseus' als auch Lucs und Aeginas hätte ich hilfreich gefunden! Sorry für zweimal sowohl als auch in einem Satz*g*, aber so ganz spurlos ist der fehlende Schlaf wohl leider doch nicht an mir vorüber gegangen. Ich wollte aber meine Rezension gern so rasch wie möglich schreiben, so lang die Eindrücke noch frisch sind. Kommen wir nun also auch zum Buchinhalt: Manche reden zu viel, andere zu wenig, und die meisten hören gar nicht oder wenn, dann nicht ausreichend gut hin. Wäre es anders, wäre die Geschichte anders gelaufen. Obwohl dann einige Herzchen mehr zufrieden gewesen wären, wäre der Geschichte aber die den Reiz ausmachende Tragik nicht in vollem Umfang erhalten geblieben. Und das wäre sehr schade gewesen. Das Buch ist so einfühlsam geschrieben, dass ich zunächst nicht recht glauben wollte, dass ein Mann es geschrieben hat. (Das ist als Kompliment gemeint!) Entweder ist das ein überaus geschickter Schreiber, der sein Handwerk hervorragend beherrscht und alle Tricks auf den Punkt rechtzeitig aus der Kiste ziehen kann - oder ein unwahrscheinlich sensibler und empathischer Mann war hier am Werke. Dass es sich tatsächlich um ein männliches Wesen handelt, wurde mir aber zunehmend klarer, denn die männlichen Charaktere sind ihm nach meinem Dafürhalten noch einen Hauch besser geglückt als jene der Damenwelt. Auch das Ende gefiel mir.