Tolle Idee mit Anlaufscwierigkeiten

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susi222 Avatar

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Lulu und Gerald begegnen sich 60 Jahre nach ihrer Scheidung wieder. Während Lulu ein erfolgreiches Hotel führt, lebt Gerald ein bescheidenes Leben in stiller Zufriedenheit. Beide verbindet ein Geheimnis aus der Vergangenheit. Doch bei diesem Wiedersehen kommt es zu einem Unfall und beide stürzen von den Klippen in den Tod. Eine rückwärts erzählte doppelte Liebesgeschichte rollt das Geschehen auf.

Die Idee für den Plot fand ich von Anfang an super. Ein Unfall, und eine Liebesgeschichte, die langsam aufgerollt wird. Auch die Idee diese rückwärts zu erzählen fand ich super. Die Leseprobe, der Anfang der Geschichte war von der Ersten Seite an spannend erzählt.

Leider fand ich dann die Umsetzung weniger gelungen. Ich hatte große Probleme in diese Geschichte hinein zu kommen und ich gebe ganz ehrlich zu, ich habe mich durchgekaut, aber nur, weil ich die Rezension schreiben wollte und sollte. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, warum ich so schwer in die Geschichte gekommen bin. Erzählt wird sie flüssig und interessant. Der Flair der Insel Mallorca kommt sehr gut herüber.

Ich glaube was es für mich so schwierig gemacht hat, war dass der Spannungsbogen gefehlt hat. Auf den ersten 200 Seiten macht die Geschichte etappenweise Rückschritte vom Unfall zurück. Dabei werden Episoden aus dem Leben erzählt. Diese Episoden beginnen mit einer schon recht alten Lulu und Gerald und den Geschichten ihrer Kinder, die mitten im Leben stehen und selbst schon älter sind. Und dem 15 jährigen Enkel von Gerald. Die nächste Episode handelt von einem Gerald mitten im Leben und einer Lulu, und jüngeren Kindern, und einem dreijährigen Enkel. Das ist ganz gut gedacht, allerdings fehlt für mich der rote Faden. Man weiß, es gab mal ein Erlebnis, das wohl alles geprägt haben muss, aber man nähert sich diesem Erlebnis nicht. Die Leben der Kinder von Lulu und Gerald sind normal aber nun auch nicht super spannend. Es sind viele Geschichten, die nebeneinander her laufen und es kommen sehr viele Personen darin vor, die die einzelnen Leben prägen. Für mich war es schwer diese auseinanderzuhalten.

Die ersten 200 Seiten waren eine Aneinanderreihung von Lebensereignissen, die aber nicht auf den eigentlichen Kernpunkt hingesteuert haben.

Ein weiteres Problem war, dass die eigentlichen Hauptpersonen eher an den Rand der Geschichten gerückt wurden. Die Geschichten haben hauptsächlich von den Kindern und dem Enkel gehandelt. Diese spielen später natürlich auch eine Hauptrolle, aber nach dem Einstieg in die Geschichte hätte mich das Leben von Lulu und Gerald mehr interessiert.

Naja und dann lebt eine Geschichte davon, dass man sich mit den Hauptfiguren identifizieren kann. Während Gerald sehr anschaulich und einfühlsam beschrieben wird, und mir sofort sympathisch war, bleibt Lulu eher kalt und unnahbar und spätestens als sie dann als alte Frau mit dem Enkel ihres früheren Ehemanns geschlafen hat, war die Sache für mich gelaufen und ich konnte für die Frau keine Sympathien mehr entwickeltn.

Ach ja auch zum Thema Sex.. es war mir ab und zu ein Schuss zu viel. Zumal diese Szenen die Geschichte nicht voran getrieben haben. Irgendwie hatte ich das Gefühl dass der Autor im Kopf hatte, dass eine Geschichte vom Sex lebt, deshalb muss er darin vorkommen.

Schade, nach meinem Geschmack war das Buch leider nicht, aber vielleicht kommen andere Leser da besser in die Erzählung hinein. Am Erzählstil und Fluss lag es bestimmt nicht.

Später, als die eigentliche Geschichte ins Rollen kommt, wird das Buch natürlich besser und auch viel spannender. Ich frage mich nur, wieviel Leser halten das zweihundert Seiten durch und kommen dann an die Stelle, an der das Buch aufholt?