Ein Fenster zum Leben einer Minderheit

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Leyla nimmt uns an der Hand, erzählt uns von den Sommern, die sie bei ihrer ezidisch kurdischen Familie in Syrien verbracht hat, der Großmutter, ihren vielen Tanten, Cousinen und Cousins. Es folgt ihre Familiengeschichte, aus zweiter Hand erzählt von ihrem Vater, der nach Deutschland geflüchtet ist und dort ihre Mutter, eine Krankenschwester, geheiratet hat. Er erzählt von seiner Jugend, vom Leben und Alltag ihrer Familie in Kurdistan, der Geschichte der Eziden gezeichnet von Verfolgung und Diaspora. Leyla ist diese mündliche Weitergabe wichtig, sie wünschte, sie hätte Beweisfotos für ihre Erinnerungen, so zeichnet sie die Bilder mit Worten.
In ihrer ganz persönlichen Perspektive entstehen Bilder einer anderen Welt, die sie parallel zu ihrer deutschen Wirklichkeit lebt. Sie fühlt sich nirgends ganz zugehörig. Mit dem Erwachsen-werden werden ihre Bilder zunehmend komplexer, die Erzählungen ihres Vaters werden politischer. Die politische Situation spitzt sich zu: die Revolution gegen Assad in Syrien kippt, aus der Revolution wird ein Krieg vieler Gruppen. Wieder durchleben wir die Ereignisse durch ihre persönliche Perspektive: ihre Familie ist in Gefahr, sie fühlt sich entsetzlich hilf- und machtlos.
In Deutschland leben 200.000 geflüchtete Eziden, in den Nachrichten wird immer wieder von Demonstrationen zur Unabhängigkeit Kurdistans berichtet. In diesem Buch geht es um das Finden und die Bewahrung einer Identität, um die Existenz eines Volkes, das längst unter uns lebt.