Kindheitserinnerungen und Krieg

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schneeglöckchen_gk Avatar

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Die Wucht dieses Buches entfaltet sich erst im hinteren Teil.

Anfangs war ich nicht sonderlich angetan, vieles klang nach fahden kindlichen Erinnerungen, mich störten Ausdruck und ausgelassene Aspekte, der Satzbau war holprig. Erst gegen Ende werden die beschriebenen Motive der losgelösten Existenz und der ureigenen Identität greifbar. Schließlich habe ich mit den älteren Frauen während der Abschiedszeremonie geweint und geklagt, um Leylas Großmutter, um meine Oma, um den mageren Körper, der in Tücher gewickelt, in kurzer Zeit zweimal über Grenzen geflogen wurde.

Und dann sitzt man am Ende dieser Geschichte da und schaut der Protagonistin vom Fenster aus nach, wie sie weggeht. Auf die Sonnenblumenkerne-kauende Passivität des Romans folgt aufgeschrecktes vor-sich-hin-starren. Ich frage mich, wie es weitergeht und lasse die vorbeigezogenen Fernsehbilder diese Leere füllen. Es bleiben zahlreiche Fragen, die dieses Buch aufgeworfen hat und es damit doch vermochte als starker Text in Erinnerung zu bleiben.