Unglaublich gut geschrieben und schwer zu ertragen

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mareike.buchliebe Avatar

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"Die Sommer" von Ronya Othmann ist ein unbequemes Buch, ein Buch über die Grausamkeit des Menschen und die Sinnlosigkeit des Kriegs. Die Protagonistin, Leyla, ist zerrissen zwischen den beiden Welten ihres Lebens. Ihr Vater ist Kurde aus Syrien und ihre Mutter Deutsche, sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, aber hat jeden Sommer in dem kleinen Dorf in Nordsyrien ganz nah zur türkischen Grenze verbracht. Das Dorf, in dem ihre Familie lebt, wo es immer heiß ist, alle zusammen draußen bei den Hühnern schlafen, die Nachbarn zum Tee vorbei kommen. Und dann beginnt die Revolution und aus der Revolution wird ein Krieg. Auf der einen Seite ist sie Schülerin und dann Studentin, die auf Partys geht, die Frauen liebt, die eine beste Freundin hat - auf der anderen Seite ist sie erfüllt von Angst, Trauer, Wut und Übelkeit, wenn sie die Nachrichten und Videos aus Syrien sieht.
Am Anfang hat mir das Cover nicht gefallen, aber mittlerweile finde ich es perfekt für das Buch. Am Anfang hatte ich Probleme mit den vielen Namen der Verwandten, der Dörfer und Städte, aber dadurch war das Buch unglaublich authentisch. Am Anfang kam mir der Schreibstil manchmal zu abgehackt und kalt vor, aber die Atmosphäre hätte nicht besser getroffen werden können. Ich war so nah und intensiv beteiligt, dass ich es manchmal kaum ertragen habe. Das Buch war eine wirkliche Bereicherung für mich, ich habe viel gelernt und Gefühle nachempfunden, die ich so noch nicht kannte. Bücher müssen nicht immer leicht sein und Spaß machen - lest dieses wichtige und gute Buch!