Zwei Kulturen

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Leyla wächst in Deutschland als Einzelkind mit ihrem jesidisch-kurdischen Vater und ihrer deutschen Mutter in München auf. Die Sommerferien verbringt sie im heutigen Syrien nahe der Grenze der Türkei bei ihren Großeltern und Verwandten in einem kleinen Dorf auf dem Land. Es sind keine unbeschwerten Sommer, denn Leyla lernt früh, dass das Leben auf dem Land harte Arbeit ist und ganz andere Fähigkeiten erfordert als ihr Großstadtleben in einem westlichen Land. Die Traditionen und Geschichten des jesidischen Volkes sind aber ganzjährig durch die Erzählungen des Vaters präsent. Viele der Geschichten handeln von Flucht und Vertreibung und prägen die Vorsicht und Wachsamkeit der Dorfbewohner wie auch das Denken von Leyla. Das Festhalten und Weitergeben der Geschichten wird dringlicher, je instabiler die politische Situation wird und schließlich in den syrischen Bürgerkrieg mündet. Und auch Leyla gelangt zu einem Punkt, an dem sie sich bekennen muss.
Das Thema des Romans könnte nicht aktueller sein und ist umso wertvoller, als die von Ronya Othmann bewahrten Geschichten, Traditionen, Eindrücke und Gerüche nicht nur ausgelöscht wurden, sondern mehr noch für viele unserer Nachbarn eine wichtige Bedeutung haben und daher auch von uns allen gekannt werden sollten. "Die Sommer" ist sprachlich nicht außergewöhnlich, aber in seiner politischen Bedeutung umso höher einzuschätzen.