Ein Titel, lang wie Spaghetti

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emmmbeee Avatar

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Eine heitere Geschichte um Essen und Trinken, um Italien und seine Menschen, wer liest so eine Neuerscheinung nicht gern. Autor Stefan Maiwald versteht es auch, uns Italien und die Italiener nahezubringen, was er bereits in früheren Werken bewiesen hat.
Reichhaltig mit Zutaten ausgestattet, fährt der erzählende Schwiegersohn im Auto zwischen Venedig und Triest durch Norditalien, kehrt hier ein, besorgt sich dort noch rasch dies und jenes, ist offen für einen Rat. Zwischendurch erfahren wir Leser, was genau er an seinem Geburtstagsfest kochen und kredenzen will und vieles über typisch italienische Speisen und Getränke.

Der Roman erinnert mich an Simmels „Es muss nicht immer Kaviar sein“. Auch dort sind viele Rezepte und Tipps zu finden, natürlich nebst zahlreichen Liebestreffen und Abenteuern (bei Simmel). Man könnte bei diesen beiden Autoren wahrlich Appetit bekommen.
Nach dem Bild mit dem langen Titel fällt der haptische Eindruck des Hardcovers auf. Es ist recht anspruchsvoll in aufgeleimtes Leinen gebunden. Die jeweiligen Zwischenkapitel „Am Wegesrand“ befassen sich mit Nebenthemen, ebenfalls auf besonderen in Lachsrosa getauchten Seiten werden kurze Textstellen wiederholt, die der Autor bedeutsam findet.
Im Anhang erläutert er Einzelheiten, welche über bloße Fußnoten hinausgehen. Die drei Teile des Buches werden ebenfalls mit Farbe und Platz großzügig bedacht. So bietet der Schnitt insgesamt einen rotdurchwirkten Anblick.
À propos drei Teile und ihre Kapitel: Das Inhaltsverzeichnis ist derart umfangreich, dass es sich über fünf Seiten hinweg erstreckt.

Der Titel, und das haben wir als erstes am Roman kennengelernt, verheißt an seinem Ende, dass Maiwald mit seinen Kochkünsten die Schwiegereltern beeindrucken möchte. Ganz klar, die Vorarbeit dazu nimmt mehr als 99 Prozent des Platzes im Buch ein.
Doch dann lediglich zwei kurze Bemerkungen, wie die Eltern seiner Frau auf seine doch immensen Anstrengungen reagiert haben, beschränkt auf die Beschreibung zweier Gesten, das hat mich ein wenig enttäuscht. So vollmundig angekündigt, hätte ich gern mehr erfahren.