Mehr Politik, den Krimi

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bellis-perennis Avatar

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Dieses Buch ist kein typischer Krimi im Sinne von Opfer-Täter-Ermittler-Aufklärung, sondern ein Politik-Krimi, dessen Vorgeschichte bis in die ehemalige DDR reicht.

Was ist passiert?

Im Dunstkreis um die Vergabe der Olympischen Spiele von 2032 wird der deutsche Enthüllungsjournalist Thomas Gärtner von der Polizei in Shanghai des Mordes an dem Charles Murandi, seines Zeichens IOC-Funktionär aus Mosambik, bezichtigt. Gärtner hat Gedächtnislücken, doch ein Video zeigt ihm beim Verlassen von Murandis Hotelzimmer.

Der Ermittler Frank Luo will (oder muss?) den Fall so schnell wie möglich zu einem Abschluss bringen und die Wahrheitsfindung spielt wenig Rolle.

Meine Meinung:

Autor Stephan Schmidt hat sich in diesem Krimi zweier heißer Eisen angenommen. Zum einen die höchst undurchsichtigen Auswahlverfahren und Zuschläge für Großveranstaltungen wie Olympische Spiele und/oder Weltmeisterschaft und Ähnliches. Das zweite heiße Eisen sind die Machenschaften der ehemaligen DDR, die Gastarbeiter hauptsächlich aus Vietnam und Mosambik (und anderen Ländern) geholt hat, sie schuften hat lassen, und sie nach Ablauf der Arbeitsverträge, wieder in ihre Heimatländer abgeschoben hat, nicht ohne die Arbeiter, um Teile ihres Einkommens geprellt zu haben.

Die Charaktere sind fast alle ziemlich undurchsichtig. Der Journalist Gärtner macht da keine Ausnahme. Eine besonders eigenartige Rolle spielt der Ermittler Frank Luo, dessen Gedanken hauptsächlich um sein exzessives Sexleben kreisen. Dieses bringt die Handlung überhaupt nicht weiter und deshalb finde ich es unnötig, dem einen solch breiten Raum in dem Krimi einzuräumen. Sex sells nicht nimmer.

Wir Leser werden in Rückblicken in die komplexen Handlungsstränge eingeführt, doch das Ende wirkt ein wenig überhastet. Der wirkliche Mörder scheint davon zukommen, während Gärtner als Bauernopfer lebenslang bekommt.

»Thomas Gärtner ist kein Mörder und kein Spion. Wir werden weiterhin mit allen journalistischen Mitteln daran arbeiten, die Hintergründe des Falles aufzuklären und unseren Mitarbeiter freizubekommen.« (S. 324)

Obwohl der Krimi reine Fiktion ist, treten die vormalige Kanzlerin Angela Merkel und zahlreiche andere deutsche Politiker ziemlich prominent auf. Das irritiert ein wenig.

„Alle real existierenden Personen in diesem Roman, auch die Bundeskanzlerin, wurden von mir frei erfunden. Bei den anderen Figuren hingegen habe ich mich eng an die Vorgaben meiner Fantasie gehalten.“ (Stephan Schmidt im Nachwort).

Gut gefällt mir die Angabe der Quellen, aus denen sich der Autor inspirieren hat lassen. Das interessiert mich.

Das Cover ist mir ins Auge gestochen. Der Titel kann in mehrfacher Hinsicht interpretiert werden: Die Olympischen Spiele als solches, die Spielchen darum herum, die politischen Spielchen, die diversen Politiker von Ost und west spielen. Vielleicht haben auch Murandi und Gärtner zu hoch gepokert und verloren.

Fazit:

Die Ideen zu diesem Politik-Krimi haben mir gut gefallen, die Umsetzung eher weniger, daher gibt es nur 3 Sterne.