Mehr Politthriller als Kriminalroman

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nessie6 Avatar

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Mit „Die Spiele“ hat Stephan Schmidt ein Buch vorgelegt, dessen Einordnung mir schwerfällt: Der Mordfall, der die Handlung bestimmt, spricht für einen Krimi, die aktuellen Umstände in China, die weite Teile des Romans prägen, eher für einen zeitgenössischen Politthriller. Dazu gibt es zwei spannende Themenkomplex im Hintergrund, nämlich zum einen das Schicksal der Vertragsarbeiter, die aus Mosambik und anderen „Bruderstaaten“ in der DDR ausgebeutet wurden, zum anderen die Vergabe der olympischen Spiele, die oft unter zwielichtigen Umständen stattfindet.
Schmidt beschreibt die Handlung spannend und legt als Asienkenner den Fkus stark auf die Darstellung der Abläufe im chinesischen Ermittlungsapparat. Allmählich werden dabei die Verbindungen von Politik, Sport, Geschichte und Wirtschaft deutlich. Der Mordfall selbst gerät jedoch bald eher in den Hintergrund und wer auf „klassische“ Ermittlungsarbeit hofft, wird eher enttäuscht sein. Auch wenn ich jedes der Themen für sich genommen spannend finde, hat ihre Verknüpfung in „Die Spiele“ meine hohen Erwartungen leider nur zum Teil erfüllt. Das liegt zum einen an der Hauptfigur Thomas Gärtner, deren Art mir oft zu selbstbezogen und schnodderig war. Einige seiner Floskeln gingen mir da schnell auf die Nerven.
Zum anderen sind die Themen so stark ineinander verwoben, dass jedes für sich nicht genug Tiefe bekommt und ich mir – nach dem Klappentext und der Leseprobe – gerade bei der Lage in China einen weniger starken Fokus gewünscht hätte. Auch die Einbindung der (ehemaligen) Bundeskanzlerin trägt meines Erachtens nicht zum Positiven bei. Dennoch ist ein Fazit des Buches positiv, denn die Story ist spannend und kann trotz einiger Längen überzeugen. Dass das Schicksal der Madgermanes so vielleicht einem breiten Publikum zugänglich wird, trägt auch zu meiner positiven Bewertung bei.