Spiel mit unbekannten Regeln

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buchlieberin Avatar

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2021 in Shanghai.
In der Stadt tagt das IOC um die olympischen Sommerspiele im Jahr 2032 zu vergeben. Sollen sie nach Afrika oder nach Europa gehen? (das ist fiktiv, diese Spiele sollen in Australien stattfinden).
In der Stadt ist viel los, viele Journalisten sind dort. Auch im Konsulat läuft alles auf Hochtouren, dann die Bundeskanzlerin wird mit ihrem Tross erwartet um die europäische Bewerbung zu unterstützen.
Doch wie können sich drei afrikanische Länder diese Sportveranstaltung leisten? Ganz einfach, China steht hinter der Bewerbung und wird einiges bezahlen. Schließlich gibt es in Afrika viel Geld zu verdienen und viele Bodenschätze zu heben.
In diesem politischen Journalist Thomas Gärtner verhaftet. Er soll Charles Murandi in seinem Hotelzimmer ermordet haben. Dieser war Mitglied des IOC und stammte aus Mosambik.
Gärtner und Murandi kannten sich schon seit den 1990iger Jahren. Sie hätten sich auf zweitweise als Freunde bezeichnet, doch seit Murandi so hoch aufgestiegen ist, hatten sie nur noch wenig Kontakt.
Dann ist da noch Lena Hechfellner, Konsularbeamtin, die sich im Gärtner im Gefängnis kümmern soll.
Der Roman ist weniger ein „normaler“ Krimi, mehr ein Politroman, der weit in die Vergangenheit zurückreicht. Auch die DDR spielt eine Rolle. Ich habe viele interessante Zusammenhänge erfahren.
Das Buch bedient sich verschiedener Perspektiven und spielt in unterschiedlichen Zeitebenen.
Das ist manchmal ein wenig verwirrend, doch meist steht das Datum am Beginn der jeweiligen Kapitel.
Was die Perspektiven angeht, liegt hier meiner Meinung nach die Stärke des Romans. Erheiternd war Schmidts Versuch sich in Angela Merkel höchstpersönlich hineinzuversetzen. Sehr spannend fand ich noch die Sicht des Kriminalpolizisten Luo. Dieser ist selbst vielen Zwängen unterworfen und nicht sehr frei in seiner Ermittlungsarbeit. Und immer droht eine höhere Polizeiinstanz ihn zu vernichten.
So müssen viele der Protagonisten in einem Spiel mitspielen, in dem niemand die Regeln wirklich kennt. Jeder spielt sein eigenes Spiel, doch die Regeln werden oft von außen aufgedrückt.
Stephan Schmidt lebt in Taipeh und kennt sich mit asiatischen Gepflogenheiten gut aus, er kann sich aber auch noch in deutsche Leser hineinversetzen.
Gut geschrieben, spannend, interessant. Macnhmal vielleicht an einigen Stellen wenig langatmig. Doch wüsste ich auch nicht, was hätte gekürzt werden können, schließlich sind die politischen Verhältnisse sehr komplex.