Wie sie ticken

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In seinem Roman " Die Spiele" von Stephan Schmidt geht es um weit mehr als die Vergabe der Olympischen Spiele für 2032.
Das ist zwar der Grund für das Treffen der Verantwortlichen für die Vergabe. Doch im Hintergrund läuft eine Geschichte, die erzählt werden muss.
Der Journalist Thomas Gärtner ist auf eigene Kosten und Verantwortung nach Shanghai geflogen, das Visum hat er sich nicht ganz ordnungsgemäß beschafft und der Grund seiner Anwesenheit ist nur bedingt der Vergabe der Spiele geschuldet.
Er will sich mit Charles Murandi, einem IOC-Beauftragten für das Land Mosambik treffen. Die beiden Männer kennen sich schon viele Jahre und sind nach Gärtners Ansicht so etwas wie Freunde.
In einen früheren Lebensabschnitt war Murandi ein Madgerman, ein Mosambiker, der für sein Land in die DDR geschickt wurde, um dort zu helfen, die gewaltigen Schulden vom Mosambik an die DDR tilgen zu helfen. Das funktioniert, bis sich die DDR entschließt, die Grenzen zur BRD zu öffnen. Da wurden die inzwischen gut integrierten Mosambiker wieder heim geschickt. Ihr Geld bekamen sie nie ausbezahlt, obwohl die BRD eine Entschädigungszahlung angewiesen hatte.
Die Proteste der betrogenen "Madgemanes" waren der Grund der Kennenlernens der beiden Männer.
Nun, nach vielen Jahren sollen sie sich wieder treffen, Gärtner immer auf der Jagd nach heissen Themen und Beweisen dieser, Murandi mit auf verschlungenen Wegen erworbenem Doktortitel und angeblichen Beweispapieren.
Murandi wird tot in seinem Zimmer aufgefunden, Gärtner auf einem Überwachungsvideo erkannt und verhaftet.
Und nun rollt eine gewaltige Welle los.
Sowohl die relative Ohnmacht von Botschaften und Politikern anderer Länder, als auch das "regulierbare" Überwachungssystem Chinas, die Korruptheit in afrikanischen Ländern, das langsame Einsickern Chinas in afrikanische Strukturen, als auch durchaus menschliche Gefühle, alles wird nach und nach klarer und verständlicher, so wird die Spannung auf einem hohen Level gehalten.
Wie Puzzleteile baut der Autor seinen Roman zu einem kompakten Bild zusammen, durch Rückblenden wird immer klarer, was wann und wo und vor allem warum geschehen ist. Mehrere Schicksale sind plötzlich miteinander verwoben, ohne dass die Betroffenen davon wussten.
Ein absolut lesenswerte Roman.