Fesselnd bis zur letzten Seite

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bellis-perennis Avatar

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Dieser historische Roman erzählt die Geschichte der Australierin Nancy Wake, die als Captaine „Feldmarschall“ Wake rund 7.000 Mann der Résistance befehligt hat. Wie kommt es dazu?

Nancy Wake verlässt Australien, um als Journalistin zu arbeiten. Sie ist im Jahr 1938 in Wien und muss hier, wie schon zuvor in Deutschland, zusehen, wie die jüdische Bevölkerung verfolgt wird. Sie geht nach Frankreich und beschließt etwas dagegen zu unternehmen. Zuerst als Geliebte und dann als Ehefrau des reichen Henri Fiocca unternimmt sie Kurierfahrten für die Résistance. Das Image der gelangweilten, schönen reichen Tussi kommt hier zu gute. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als die Deutschen herausfinden, dass Nancy die lang gesuchte „Weiße Maus“, die ihnen ständig zwischen Fingern davon schlüpft, sein könnte. Während Nancy die Flucht über die Pyrenäen gelingt, wird Henri von der Gestapo verhaftet und gefoltert.

Nancy absolviert in Schottland ein Überlebenstraining und kehrt Ende April 1944 per Fallschirm nach Frankreich zurück. Dort soll sie sich einer der zahlreichen Widerstandsgruppen anschließen, sie zu einer paramilitärischen Einheit formen und gegen die Deutschen führen. Da ihr die vorgesehene Gruppe nicht vertrauenswürdig vorkommt, entschließt sie sich, eine anderen Truppe auszubilden. Gemeinsam mit dem schwulen Funker bildet Nancy ein exotisches Duo, das sich erst das Vertrauen der Männer erarbeiten muss. Anders als die Männer des Maquis, geht sie auf die Frauen, die die Hauptlast der Besatzung tragen müssen zu. Sie hilft mit Geld, sie bezahlt die Lebensmittel anstatt sie einfach zu requirieren. Sie zahlt den Männern Sold und hilft den Familien, wenn deren Häuser zerstört werden.
Dann geht es Schlag auf Schlag: Brücken werden gesprengt, Straßen vermint und immer wieder kann Nancy ihr strategisches Geschick ausspielen. Letztendlich verleihen ihr ihre Männer den Titel „Feldmarschall“. Die Rechnung geht auf, auch wenn es immer wieder Tote und Verletzte zu beklagen gibt. Erst nach der Befreiung von Paris im August 1944 erfährt sie, dass ihr Mann Henri bereits 1943 von den Deutschen hingerichtet worden ist.

Meine Meinung:

Es gab sie, die Menschen, die das eigene Leben für andere riskierten, die den Nazis die Stirn boten: Nancy Wake ist einer dieser Menschen. In der deutschen Literatur nicht wirklich bekannt.

Über die Résistance ist schon viel geschrieben worden. Doch diese Berichte sind eher aus männlicher Sicht. Frauen kommt hier eher eine untergeordnete Rolle zu. Dieser historische Roman ist ganz auf Nancy Wake zugeschnitten. An Hand ihrer Autobiografie bzw. frei gegebener Akten hat das Autoren-Duo Imogen Robertson und Darby Kealy ihre Lebensgeschichte rekonstruiert. Die beiden sparen auch die Gräueltaten nicht aus.

Allerdings gibt es auch paar Stellen, wo ich doch schmunzeln musste. Auf S. 169, als Nancy in Pumps und Seidenstrümpfen aus dem Flugzeug springt und in Frankreich landet. Oder das gute Zusammenspiel zwischen ihr und dem schwulen Funker - beide Exoten, die vom Rest der Truppe scheel angesehen wird. Auch, dass neben Waffen, Sprengstoff und sonstigem Kriegsmaterial Kosmetika für Nancy abgeworfen wurden, hat mich ein wenig erheitert. Der Lippenstift mit der Bezeichnung „Victory-Red“ hat auch Symbolkraft. Jetzt muss ich schauen, ob ich den Roman „Codename Hélène“ von Michael Jürgs auftreiben kann. Denn das Leben der Nancy Wake interessiert mich sehr.

Fazit:

Ein gut recherchierter historischer Roman, der bis zur letzten Seite fesselt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.