Eine ungewöhnliche Frau und ein gewohnt guter Autor

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steffi kohl Avatar

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»Mein einziges Verbrechen war, eine unabhängige Frau zu sein.«
Mata Hari in Die Spionin
Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen. Mit Schwarzweiß-Fotos, einer Lebenschronik Mata Haris und einer Karte ihrer Reisen quer durch Europa.
Coelho wendet sich einem für ihn ungewohntem Thema zu. Er erzählt, anhand von bestehenden Dokuments, die Geschichte einer selbstbewussten Frau, deren Einstellungen von Freiheit und Weiblichkeit geprägt waren und die nicht zur damaligen Gesellschaft passten.
Diese Geschichte beginnt mit Mata Haris Hinrichtung im Jahre 1917, aus der Sicht eines ihrer „Mörder“. Dargelegt werden die Ereignisse in Briefform: Mata Hari übergibt ihrem Anwalt Monsieur Clunet bei Verlassen ihrer Zelle einen langen Brief. Durch diese von Coelho gewählte Schreibform wird der Leser direkt in Mata Haris Lebensgeschichte hineingezogen.
Der Roman hat mir sehr gefallen, und ich kann ihn nur empfehlen, auch für Leser, die Coelho sonst vielleicht nicht mögen.
Coelho beschreibt die Dinge „nur“, ohne Wertung. Der Leser muss selbst seine Schlüsse ziehen. Das ist die große Kunst dieses Autors.
„Die Spionin“ ist keine Biografie, das scheint nur auf den ersten Blick so.
Der Autor verbindet die historisch belegten Begebenheiten mit fiktiven Szenen und hinterlässt uns ein gekonntes Ganzes.