Enttäuschend

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sylviemarie Avatar

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Paolo Coelho lässt in seinem Roman Mata Hari selbst zu Wort kommen, indem er sie in der Todeszelle einen Brief an ihren Anwalt schreiben lässt. Bis zum Schluss glaubt sie nicht daran, tatsächlich sterben zu müssen, doch die Hinrichtung bleibt ihr schlussendlich nicht erspart.
»Mein einziges Verbrechen war, eine unabhängige Frau zu sein.« schreibt sie darin. Aber genau das war sie nicht. Nachdem sie aus einer unglücklichen Ehe geflüchtet ist, ging sie nach Paris um dort als Tänzerin zu arbeiten. Allerdings reichte das nicht aus, um ihren aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Sie hält sich mehrere betuchte Liebhaber, mitunter auch gleichzeitig, die sie finanziell großzügig unterstützen. Aufgrund ihrer vielfältigen Kontakte wird sie für Informationen bezahlt, die sie laut eigenen Aussagen niemals geliefert hat…
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, ist Mata Hari doch bis heute von einer sehr geheimnisvollen Aura umgeben. Umso enttäuschter war ich, dass Coelho das Bild einer Frau zeichnet, die sich einerseits als Edelprostituierte präsentiert, die hemmungslos und kalt kalkulierend einen Mann nach dem anderen benutzt und sich am Ende als keines hilfloses Opfer darstellt, das sich in der Welt nicht zurechtfindet. Das passt nicht zusammen und wird auch nicht so gewesen sein. Das Buch entzaubert jedenfalls den Mythos und wirkt auch sprachlich unglaubwürdig. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Brief an einen Mann – egal wie aufgeschlossen sie gewesen sein mag – derart offen über ihr Liebesleben, über Sex und dergleichen geschrieben haben mag. Insgesamt blieb die Geschichte ziemlich an der Oberfläche und unspannend.