Literarisches Seichtgebiet

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amadea Avatar

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Seit dem „Alchimist“ halte ich Coelho die Treue – allerdings mit zunehmender Enttäuschung. Keines seiner letzten Bücher hat mich überzeugt, geschweige denn begeistert.

Mit unverhohlenem Groll tippe ich meine Kritik an "Die Spionin" in die Tasten. Aus dem Thema Mata Hari hätte wirklich etwas Spannendes entstehen können. Stattdessen wird man als Leser mit spärlichem Fiktionsmaterial abgespeist. Eine Biographie (die sie aber nicht ist, wie uns der Meister am Ende seiner dürren Seiten wohlweislich wissen lässt) hätte nämlich eine tiefere Beschäftigung mit dem als Margaretha Zelle geborenen Vamp vorausgesetzt.

„Ersatzweise“ präsentiert Coelho seiner Leserschaft gerade mal ein paar kurze Einblicke in ein durchaus sehr bewegtes Leben. Großzügig überspringt er wesentliche Zeiträume, die ihm (wohlgemerkt ihm, aber nicht mit mir als Leserin) entbehrlich erscheinen. Die Krönung aber ist, dass er auch noch ihren erbärmlichen Verteidiger zu Wort kommen lässt. Maître Clunet hat (das ist Fakt) bei den Verhandlungen mehr durch Abwesenheit geglänzt als durch Engagement, den Kopf von Mata Hari zu retten. Seine rührselig schwülstigen „Liebesgeständnisse“ waren so unnötig wie ein Kropf.

Ich weiß, ich weiß:
Die Erzählung war ja nie als eine authentische Biographie gedacht, sondern als... als was eigentlich? Was auch immer dieses Buch sein möchte, es ist in jedem Fall missglückt. Dieses schwindsüchtige „Werk“ hat nichts zu bieten – außer einem großen Namen auf dem Buchdeckel. Nichts, was einem nachhaltig in Erinnerung bliebe. Ach halt! Da gab es doch gleich am Anfang das „Gegrüßet seist du, Maria ...“, das mir irgendwie bekannt vorkam. Richtig. Das waren bereits bei „Untreue“ die Einleitungsworte. Ist das der neue Coelho- „Erkennungseffekt“? Halleluja!

Von mir gibt es heute eine ganz und gar voreingenommene und unspirituelle Warnung an alle: Hände weg von diesem Buch! So was von extrem oberflächlich abgehandelt und inhaltlich auf Yellow-Press-Niveau, dass es an einen billigen Groschenroman erinnert. Wer darüber sinniert, was dieser Autor wohl von seinen Lesern halten mag, der könnte Übles ahnen...


Mit Kopfschütteln
Amadea