Schillernde Persönlichkeit Mata Hari

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yellowdog Avatar

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Paulo Coelho ist immer für Überraschungen gut und er ist vielfältiger als erwartet. Hier hat er eine ungewöhnliche Protagonistin. Die Spionin ist eine bekannte Person: die legendäre Mata Hari.
Mata Hari ist eine Figur, mit der sich Paulo Coelho offenbar identifizieren konnte. Schließlich war er auch immer freiheitsliebend und unangepasst. Das gilt für den extravaganteu Lebensstil von Mata Hari natürlich in starken Maße. Sie wollte sich nicht begrenzen lassen.

Mich überzeugt die Erzählweise, in der Mata Hari in einem Brief ihr Leben erzählt. Da gibt es erstaunliche Begebenheiten und Wendungen, ihre frühe unglückliche Heirat, die Trennung, ihr Freiheitsdrang und wie sie schließlich zur erfolgreichen Tänzerin wird. Gefeiert wie verrufen, schließlich ist Nackttanz eine Spezialität von ihr und viele sehen sie einfach als Prostituierte.
Nicht nur Niederlande, auch Java, Paris, Berlin sind Schauplätze. Zentraler Mittelpunkt des Buches ist der Prozess gegen Mata Har als angebliche Spionin im Jahr 1917. Ein Prozess, der nicht fair war.

Gegen Ende gibt es noch einmal einen Perspektivwechsel. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es sinnvoll war, das Mata Haris Anwalt den Schluß erzählt, aber ich denke doch, dass es gut ist, noch einmal Details aus anderer Sicht zu erfahren.
Aber letztlich ist es doch Mata Hari selbst als übergroße Figur, die den Roman prägt. Sie ist nicht durchgehend sympathisch, nicht selten sogar exzentrisch. Paulo Coelho verzichtet weitgehend auf esoterische Einschläge. Daher hat mir das Buch so gut gefallen.

Wie schon bei Die Schriften von Accra ist auch Die Spionin ein sehr schön gestaltetes Buch. Es gibt z.B. Fotos und einen interessanten Anhang. Leider ist das Buch ein wenig kurz, ein paar Kapitel mehr hätten nicht geschadet. Doch letztlich ist Paulo Coelhos verknappter Stil in dieser Form auch sehr reizvoll.