Babel meets Dragons
Babel meets Dragons.
London, 1923. Drachen kreisen am Himmel, Proteste erschüttern die Straßen, doch Vivien Featherswallow will sich nicht einmischen. Sie möchte einfach nur ein Praktikum in der Übersetzung von Drachenzungen beginnen. Doch noch in derselben Nacht löst sich ihre Welt m, ihre Träume auf. Ihre Eltern werden verhaftet, ihre kleine Schwester zurück gelassen. Sie selbst nun, kriminell. Ausgestoßen.
Ein rätselhafter Job scheint der einzige Ausweg. Vivien landet in Bletchley Park, wo sie mithilfe einer Gruppe junger, als „kriminell“ gebrandmarkter Außenseiter die geheime Sprache der Drachen entschlüsseln soll. Gelingt es ihr, winkt die Freiheit. Für sie und ihre Familie. Misslingt es, bedeutet es den Tod. Doch mit jeder Entdeckung gerät das Weltbild, das Vivien bislang für selbstverständlich hielt, mehr ins Wanken.
„Man muss eine Sprache verstehen, wenn man sie manipulieren will.
Wer eine Sprache und Wörter kontrolliert, der kontrolliert auch, was Menschen wissen.“
Was als klassische Fantasy beginnt, entpuppt sich als klare Gesellschaftskritik. Die Welt ist in Klassen unterteilt. Menschen wie Vivien sind privilegiert, andere leben unterdrückt. Auch die Drachen haben ihren Platz in diesem System und den bezahlen diesen mit Schmerz und Unterdrückung.
„Frieden ist kein Frieden, wenn er nur für manche gilt.“
Das Buch ist eine Hommage an die Kunst des Übersetzens. Es zeigt, wie vielschichtig Sprache sein kann – wie jeder Versuch der Übertragung auch ein kreativer Akt ist:
„Man kann das Gleiche auf hundert verschiedenen Wegen sagen – und manchmal ist ein Weg so einzigartig, dass er nicht reproduziert werden kann.“
Die Sprache der Drachen ist lebendig, emotional, individuell. Jede Drachenfamilie hat ihre eigenen Ausdrücke, ihren Klang, ihre Art zu fühlen – ein ständiger Akt der Identitätsbildung. Das macht die Übersetzungsarbeit nicht nur spannend, sondern auch zutiefst bewegend.
Was mich besonders berührt hat: Es geht nicht nur um Wörter, sondern auch um das, was unausgesprochen bleibt. Um Gefühle, die zwischen den Zeilen leben. Um Welten, die sich im Klang einer Silbe verstecken.
Vivien als Protagonistin ist für mich eine zwiespältige Figur. Ich verstehe ihre Motivation, aber sie war mir oft unsympathisch. Sie ist klug, aber auch naiv, egoistisch, voller Selbstzweifel – und gerade deshalb glaubwürdig. Ihre Entwicklung, ihr innerer Konflikt zwischen persönlicher Rettung und größerer Verantwortung, hat mich trotzdem beeindruckt.
„Du würdest deine Schwester der gesamten Drachenspezies vorziehen?“
„Ja, das würde ich. Das macht mich wahrscheinlich zu einem furchtbaren Menschen, aber glaub mir – das ist nichts Neues.“
Auch wenn die leichten romantischen Elemente für mich eher blass blieben (auch, weil ich wenig Verbindung zu Vivien aufbauen konnte), hat die Handlung insgesamt gut funktioniert. Mehrfach hatte ich Gänsehaut, wenn Vivien erkannte, was ihre Handlungen bedeuten könnten – oder wie sehr sie von einem System getäuscht wurde, das sie für sicher hielt.
Überraschend schnell wurde aus dieser Fantasy-Geschichte etwas, das beunruhigend real wirkt: Privilegien, Machtstrukturen, systemische Ungerechtigkeit. Und mittendrin Sprachen als Werkzeug des Widerstands – oder der Unterdrückung.
Ein Highlight ist für mich auch Jumana, eine kriminelle Drachin voller Kraft und Wut, die keine Kompromisse mehr macht. Ihre Perspektive, ihre Kämpferherz-Mentalität war mitreißend.
„Drachen häuten sich –
weißt du, warum das so richtig ist?
Jedes Mal, wenn wir uns häuten,
lassen wir ein altes Ich zurück.
Und jedes Mal haben wir die Chance,
jemand Neues zu werden.“
Einziger Stolperstein: Da die Geschichte im Jahr 1923 spielt, war ich zunächst irritiert, dass auch Hubschrauber auftauchen. Das hat nicht ganz zur Zeit gepasst – aber da das Setting ohnehin alternativ und fiktiv ist, habe ich es letztlich akzeptiert.
Das Ende, das Zusatzkapitel und besonders der Anhang der Autorin haben mir das Herz geöffnet.
Fazit:
Die Sprache der Drachen ist ein Jugendbuch, das erwachsen wirkt – sprachlich fein, emotional dicht und voller Gedanken, die sich nicht abschütteln lassen. Es geht um Rebellion, Zugehörigkeit, Schuld und Wandel. Vor allem aber um Worte und um die Macht, die sie über uns haben. Was sie bewirken können. Und was sie uns fühlen lassen.
London, 1923. Drachen kreisen am Himmel, Proteste erschüttern die Straßen, doch Vivien Featherswallow will sich nicht einmischen. Sie möchte einfach nur ein Praktikum in der Übersetzung von Drachenzungen beginnen. Doch noch in derselben Nacht löst sich ihre Welt m, ihre Träume auf. Ihre Eltern werden verhaftet, ihre kleine Schwester zurück gelassen. Sie selbst nun, kriminell. Ausgestoßen.
Ein rätselhafter Job scheint der einzige Ausweg. Vivien landet in Bletchley Park, wo sie mithilfe einer Gruppe junger, als „kriminell“ gebrandmarkter Außenseiter die geheime Sprache der Drachen entschlüsseln soll. Gelingt es ihr, winkt die Freiheit. Für sie und ihre Familie. Misslingt es, bedeutet es den Tod. Doch mit jeder Entdeckung gerät das Weltbild, das Vivien bislang für selbstverständlich hielt, mehr ins Wanken.
„Man muss eine Sprache verstehen, wenn man sie manipulieren will.
Wer eine Sprache und Wörter kontrolliert, der kontrolliert auch, was Menschen wissen.“
Was als klassische Fantasy beginnt, entpuppt sich als klare Gesellschaftskritik. Die Welt ist in Klassen unterteilt. Menschen wie Vivien sind privilegiert, andere leben unterdrückt. Auch die Drachen haben ihren Platz in diesem System und den bezahlen diesen mit Schmerz und Unterdrückung.
„Frieden ist kein Frieden, wenn er nur für manche gilt.“
Das Buch ist eine Hommage an die Kunst des Übersetzens. Es zeigt, wie vielschichtig Sprache sein kann – wie jeder Versuch der Übertragung auch ein kreativer Akt ist:
„Man kann das Gleiche auf hundert verschiedenen Wegen sagen – und manchmal ist ein Weg so einzigartig, dass er nicht reproduziert werden kann.“
Die Sprache der Drachen ist lebendig, emotional, individuell. Jede Drachenfamilie hat ihre eigenen Ausdrücke, ihren Klang, ihre Art zu fühlen – ein ständiger Akt der Identitätsbildung. Das macht die Übersetzungsarbeit nicht nur spannend, sondern auch zutiefst bewegend.
Was mich besonders berührt hat: Es geht nicht nur um Wörter, sondern auch um das, was unausgesprochen bleibt. Um Gefühle, die zwischen den Zeilen leben. Um Welten, die sich im Klang einer Silbe verstecken.
Vivien als Protagonistin ist für mich eine zwiespältige Figur. Ich verstehe ihre Motivation, aber sie war mir oft unsympathisch. Sie ist klug, aber auch naiv, egoistisch, voller Selbstzweifel – und gerade deshalb glaubwürdig. Ihre Entwicklung, ihr innerer Konflikt zwischen persönlicher Rettung und größerer Verantwortung, hat mich trotzdem beeindruckt.
„Du würdest deine Schwester der gesamten Drachenspezies vorziehen?“
„Ja, das würde ich. Das macht mich wahrscheinlich zu einem furchtbaren Menschen, aber glaub mir – das ist nichts Neues.“
Auch wenn die leichten romantischen Elemente für mich eher blass blieben (auch, weil ich wenig Verbindung zu Vivien aufbauen konnte), hat die Handlung insgesamt gut funktioniert. Mehrfach hatte ich Gänsehaut, wenn Vivien erkannte, was ihre Handlungen bedeuten könnten – oder wie sehr sie von einem System getäuscht wurde, das sie für sicher hielt.
Überraschend schnell wurde aus dieser Fantasy-Geschichte etwas, das beunruhigend real wirkt: Privilegien, Machtstrukturen, systemische Ungerechtigkeit. Und mittendrin Sprachen als Werkzeug des Widerstands – oder der Unterdrückung.
Ein Highlight ist für mich auch Jumana, eine kriminelle Drachin voller Kraft und Wut, die keine Kompromisse mehr macht. Ihre Perspektive, ihre Kämpferherz-Mentalität war mitreißend.
„Drachen häuten sich –
weißt du, warum das so richtig ist?
Jedes Mal, wenn wir uns häuten,
lassen wir ein altes Ich zurück.
Und jedes Mal haben wir die Chance,
jemand Neues zu werden.“
Einziger Stolperstein: Da die Geschichte im Jahr 1923 spielt, war ich zunächst irritiert, dass auch Hubschrauber auftauchen. Das hat nicht ganz zur Zeit gepasst – aber da das Setting ohnehin alternativ und fiktiv ist, habe ich es letztlich akzeptiert.
Das Ende, das Zusatzkapitel und besonders der Anhang der Autorin haben mir das Herz geöffnet.
Fazit:
Die Sprache der Drachen ist ein Jugendbuch, das erwachsen wirkt – sprachlich fein, emotional dicht und voller Gedanken, die sich nicht abschütteln lassen. Es geht um Rebellion, Zugehörigkeit, Schuld und Wandel. Vor allem aber um Worte und um die Macht, die sie über uns haben. Was sie bewirken können. Und was sie uns fühlen lassen.