Berührende Fantasy für Drachen- und Sprachenfans
Wow! Endlich mal wieder ein rundum gelungener, liebevoll und anspruchsvoll geschriebener Fantasy-Roman! Ich war lange nicht mehr so begeistert von einem Buch. Dass es sich um ein Jugendbuch handeln soll, merkt man meiner Meinung nach kaum, wie so oft in diesem Genre. Die erschaffene Welt ist sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet, die Charaktere werden authentisch und differenziert dargestellt. Besonders gut hat mir gefallen, dass Vivien, die Protagonistin, nicht die typische tapfere Heldin ist, die von Beginn an ihre Bedürfnisse bereitwillig dem höheren Wohl unterordnet. Im Gegenteil; sie ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, verhält sich teilweise stur, übermäßig ehrgeizig und selbstsüchtig und versteht sich oft selbst nicht. Es geht hier auch um die Suche nach der eigenen Identität, um Schuld und Vergebung. Die Liebesgeschichte fügt sich ganz natürlich in die Erzählung ein, ohne den Plot mit ausufernden Sexszenen zu zerstören. Sie hat mich sehr berührt und es sind auch ein paar Tränen geflossen. Und zuletzt: Wie die Autorin selbst, so liebe auch ich nicht nur Drachen, sondern hege auch eine große Faszination für Sprachen. Man merkt, dass die Autorin auch Übersetzerin ist, denn die Liebe zur Sprache findet sich nicht nur im wunderschönen und berührenden Sprachstil wieder, sondern, wie es der Titel schon verrät, vor allem auch im Inhalt des Buches. Es ist eine Hommage an die unterschiedlichen Facetten von Sprache, ihre Bedeutung und ihre Macht. "Wer Sprachen und Wörter kontrolliert, der kontrolliert auch, was Menschen wissen" (Seite 256). Mich lässt das Buch staunend und demütig zurück, mit einem kleinen Kloß im Hals und bittersüßem Weltschmerz. Fazit: Großartige Fantasy, voller Liebe für Drachen und Sprachen, und mit wichtigen Lektionen zum Thema Schuld und Vergebung.