Leider wurde das Potential nicht ausgeschöpft

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pmelittam Avatar

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Britannia, 1923: Die 17jährige Vivien Featherswallow möchte nichts lieber, als an der Akademie für Drachenlinguistik aufgenommen zu werden, dafür tut sie wirklich alles. Als die Kanzlerin der Akademie, Rita Hollingsworth, zu ihrer Familie zu Besuch kommt, hofft sie, diese von sich überzeugen zu können, doch dann kommt alles ganz anders, denn ihre Eltern werden als Rebellen verhaftet, und Vivien und ihrer kleinen Schwester Ursa droht der Absturz in die unterste Gesellschaftsklasse.

Der Roman spielt in einer Parallelwelt zu unserer, neben Menschen bevölkern Drachen die Erde, erst vor nicht allzu langer Zeit endete in Britannia, unserem Großbritannien, ein Krieg zwischen diesen beiden Völkern, nun gibt es ein Friedensabkommen, das allerdings für beide Seiten auch Nachteile mit sich bringt, weswegen sich Rebellen etabliert haben.

Menschen und Drachen sprechen zwar unterschiedliche Sprachen, doch es gibt in beiden Völkern welche, die die jeweils andere Sprache sprechen. Vivien ist darin besonders begabt. Sie bekommt daher noch eine Chance. Mit mehreren anderen jungen Menschen soll sie bestimmte Drachenfähigkeiten näher erforschen, sie selbst soll eine besondere Drachensprache nutzbar machen.

Der Plot klingt sehr interessant, Drachen und die Besonderheiten von Sprachen finde ich interessant, ich mag auch Welten, die nah an unserer eigenen sind. Und in diesen Bereichen konnte der Roman mich auch abholen. Die Drachen sind so unterschiedlich wie Menschen, jedes Individuum ist anders. Es gibt ein paar, die man ein bisschen näher, aber leider nur eine Drachin, die man relativ gut kennenlernt. Die Autorin ist selbst Dolmetscherin, sie weiß, dass es nicht damit getan ist, Sprachen wörtlich zu übersetzen, das fließt auch sehr gelungen in die Geschichte ein. Die besondere Sprache der Drachen, wird nach und nach aufgedeckt, ihre Besonderheiten gefallen mir gut. Auch die Welt ist der Autorin gut gelungen, selbst wollte ich aber nicht in ihr leben, vor allem nicht in diesem Britannia.

Weniger abholen konnte mich der Roman mit seiner Protagonistin. Diese ist in meinen Augen sehr unsympathisch, unglaublich, was sie aus Selbstbezogenheit bereit ist, zu tun. Die Autorin lässt sie selbst in Ich-Form erzählen, dadurch war es für noch schwieriger, ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen zu können. Durch und durch indoktriniert konnte sie sich kaum anderen Meinungen und Gedankengängen öffnen, und wenn doch, war das Warum für mich wenig nachvollziehbar, wirkte zu aufgesetzt. Leider kamen mir auch die anderen Charaktere nicht nahe, nur bei ein, zwei gelang das ein Stück weit. Das sorgte leider dafür, dass ich emotional kaum angesprochen wurde. Die Liebesgeschichte zwischen Vivien und einem der anderen Jugendlichen konnte ich weder nachvollziehen noch nachfühlen. Schwierig finde ich auch die doch sehr explizite Gewalt, auf die man hier in vielfacher Form trifft. Schon das Gesellschaftssystem an sich mit seinem ungerechten Klassensystem gehört dazu, es wird aber noch deutlich unangenehmer.

Im Anschluss an den Roman enthält das Buch noch ein Bonuskapitel, in dem die erste Begegnung mit Vivien aus Sicht des anderen Parts der Liebesgeschichte berichtet wird. Das Ende des Romans ist leider noch nicht das Ende der Geschichte. Ob ich weiterlesen möchte, weiß ich noch.

„Die Sprache der Drachen“ lässt mich zwiegespalten zurück. Der Plot ist interessant, ebenso die Welt sowie die Drachen und ihre Sprachen. Mit der Protagonistin wurde ich dagegen gar nicht warm, und auch die anderen Charaktere blieben mir zu oberflächlich und berührten mich bis auf wenige Ausnahmen kaum. Es fällt mir schwer, den Roman abschließend zu beurteilen, aber ich fürchte mehr als gute 3 Sterne bleiben nicht übrig. Das Potential der Geschichte wurde nicht ausgeschöpft.