Tolle Verknüpfung von Fantasy & der Macht der Sprache

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
juli.schwarzaufweiss Avatar

Von

Die Sprache der Drachen spielt in einem alternativ-historischen London des Jahres 1923 – einer Welt, in der Menschen und Drachen offiziell in Frieden leben, doch unter der Oberfläche brodelt es. Im Zentrum steht Vivien Featherswallow, eine ehrgeizige und regelkonforme Schülerin, deren größter Wunsch es ist, an der Akademie für Drachensprache aufgenommen zu werden. Doch als ihre Eltern unter Verdacht geraten und verhaftet werden, gerät ihre Welt aus den Fugen. Um ihre Familie zu retten, nimmt Vivien eine Stelle im geheimen Forschungszentrum Bletchley Park an, wo sie beginnt, die mysteriöse Drachensprache „Koinamens“ zu entschlüsseln – eine Sprache, die weit mehr ist als reine Kommunikation. Wer diese Sprache kennt, hätte gleichzeitig die Macht über die Drache und könnte den aufkeimenden Krieg zwischen Regierung und Rebellion für sich entscheiden.

Auch das gesellschaftliche System ist vielschichtig und bedrückend realistisch: ein strenges Klassensystem, permanente Angst vor dem sozialen Abstieg, unterdrückte Rebellion – all das verleiht der Geschichte Tiefe und Aktualität. Vivien wird im Laufe der Handlung immer mehr zur Grenzgängerin zwischen Loyalität und Widerstand. Immer mehr Zweifel wachsen in ihr, ob ihre Überzeugungen wirklich die Richtigen sind. Ihre persönliche Entwicklung ist glaubwürdig und berührend, auch wenn man sich bei den Nebenfiguren teilweise noch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte.

Der Schreibstil ist flüssig, atmosphärisch und angenehm zu lesen. Besonders gelungen ist die Balance zwischen Spannung, Fantasy und leisen emotionalen Momenten. Auch das Dark-Academia-Setting in Kombination mit politischen Intrigen und sprachwissenschaftlichen Fragestellungen macht das Buch zu etwas Besonderem. Romantische Elemente gibt es, sie bleiben jedoch eher im Hintergrund, was mir gut gefallen hat. Die Beziehung mit dem Love Interest entwickelt sich eher langsam und vorsichtig, was es für mich sehr viel glaubhafter gemacht hat.

Ich hätte mir vielleicht noch eine Art Glossar mit Drachensprachen und den Charakteren gewünscht, das hätte das Verständnis manchmal ein bisschen erleichtert. Es war trotzdem alles gut zu verstehen, man musste nur ein bisschen bei der Sache bleiben. Das ist allerdings gar nicht so schwierig, denn der Roman bleibt durchgehend spannend und ist ein echter Pageturner.

Insgesamt ist Die Sprache der Drachen ist ein intelligenter und atmosphärischer Fantasyroman über Macht, Sprache, Widerstand und Selbstfindung. Außerdem bleibt der Fantasyanteil eher im Hintergrund, viel mehr spielen die Sprachen und die politische Situation eine viel größere Rolle.

Meinerseits gibt es eine ganz klare Leseempfehlung. Ich hoffe so sehr auf eine baldige Fortsetzung!