Cellophane

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kathavoigt Avatar

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Ich habe eine Weile gebraucht, bis mir der Titel zur Rezension eingefallen ist, ich ihn auch als passend und angemessen empfinde. Heute früh kam er dann, gemeinsam mit dem Lied "Mister Cellophane" aus dem Chicago Musical und so vielen Textzeilen, die genau auf diese Menschen zutreffen, die all das in sich zu vereinen scheinen. Sie stehen direkt vor unserer Nase und sind doch unsichtbar. Sie schreien so laut sie können und wir wollen sie doch nicht hören.
Jede:r, welche:r Klappentext und Buchcover auch nur halbwegs übereinbringt, ahnt schon, was die benannte Katastrophe im exklusiven Urlaub in der Toskana sein könnte, zu dem sich die Hauptpersonen zusammenfinden. Tatsächlich sind noch keine 40 Seiten vergangen, da ist es schon geschehen. Damit kann man also rechnen.
Womit man nicht rechnen kann, ist die Heuchelei derer Glattauer uns zu überführen vermag. Ist diese peinliche Berührtheit in Anbetracht der ständig unterlassenen Hilfeleistung, der Spott, die Häme wie es sie nur in Internetforen geben kann. Ist diese Traurigkeit in Anbetracht der gewaltsamen Erfahrungen und herzzerreißenden Gefühle, die unsereins hoffentlich niemals wird erleben müssen und die uns deswegen so fremd sind und dafür sorgen, dass wir absichtlich wegsehen.

Ein zutiefst berührendes Buch, dass vielleicht die ein oder andere extra Spende auf das Konto von Seawatch spülen, aber wohl leider nicht dazu führen wird, dass Helfer reihenweise auf Lampedusa Schlange stehen werden, um Geflüchtete mit offenen Armen zu empfangen.