Ein Meisterwerk!

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monika85 Avatar

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In seinem neuen Roman "Die spürst du nicht" erzählt der österreichische Autor Daniel Glattauer die Geschichte zweier gutsituierter Familien, die gemeinsam in die Toskana gereist sind, um dort in luxuriöser Umgebung schöne Ferientage zu verbringen. 
 
Das Buch beginnt in humorvoll-ironischem Ton, mit dem uns die Beteiligten vorgestellt werden: zuerst die Familie Binder, bestehend aus dem Vater Engelbert, einem Weinbauern in den Vierzigern, seiner Ehefrau Melanie, einer ehemaligen Schauspielerin, und dem 9jährigen Benjamin. Die Familie Strobl-Marinek besteht aus dem Vater Oskar, Ende Vierzig und Geisteswissenschaftler, seiner 10 Jahre jüngeren Frau Elisa, Berufspolitikerin bei den Grünen und den beiden Kindern Lotte und Sophie Luise, 9 und 14 Jahre alt. Sophie Luise hat durchgesetzt, ihre Schulfreundin Aayana, ein somalisches Flüchtlingskind, in den Urlaub mitnehmen zu dürfen. Die Familien kennen sich schon lange, Melanie und Elisa sind bereits seit ihrer Jugend enge Freundinnen.
Der Urlaub hat gerade begonnen, man lässt gut gelaunt den ersten Abend bei gutem Wein und leckerem Essen ausklingen, da ereignet sich eine schreckliche Katastrophe mit ungeahnten Folgen ....
 
Das von Beginn an fesselnde Buch ist ganz großartig erzählt, die Sprache des Autors ist meisterhaft, ebenso die bildhafte und authentische Skizzierung der Charaktere. Der Übergang vom unbeschwerten, humorvoll erzählten Ankunftstag zum berührenden und beklemmenden Drama ist Daniel Glattauer hervorragend gelungen. Er  beschreibt das veränderte Leben der beiden Familien, ganz besonders das der beiden Ehefrauen, deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Es ist erschütternd zu lesen, wie Sophie Luise verzweifelt darum kämpft, das Geschehene zu verarbeiten und sich Trost im Internet sucht. Die dramatische Lebensgeschichte der Familie Ahmed geht unter die Haut, sie macht traurig und betroffen.
 
In die Handlung sind immer wieder aktuelle Berichte der sozialen Medien mit zahlreichen zynischen und bösartigen Internetkommentaren eingeflossen. Diese Kälte in den sozialen Medien habe ich als sehr erschreckend empfunden. Des weiteren zieht sich ein längerer Chatverlauf zwischen Sophie Luise und Pierre, einer Internetbekanntschaft, durch das Buch.
 
Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das mich derart berührt und nachdenklich gemacht hat. Für mich bereits jetzt ein Jahreshighlight - absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!