Ein Roman, der zum Nachdenken anregt

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Das wunderbare Cover lässt zunächst einen netten Sommerroman vermuten, doch der Titel lässt schon Anderes erahnen. Daniel Glattauer zeichnet hier am Beispiel von zwei befreundeten Ehepaaren eine Geschichte auf, die ein trauriges Abbild unserer Gesellschaft im Umgang mit Asylanten beschreibt.
Dabei tritt die eigentliche Hauptperson, nämlich Aayana, ebenso wie ihre Familie komplett in den Hintergrund. Stattdessen erleben wir den Umgang der beiden Familien mit der Tragödie, die eigentlich einen entspannten Urlaub in der Toskana verbringen wollten. Allen voran Elisa, gestresste Politikerin, unglücklich in ihrer Ehe. Sie kann kaum mit ihrer Schuld leben, sieht aber ihre Karriere und ihr Seelenheil in Gefahr. Ihr Mann Oskar, ein dominanter Besserwisser und Unsympath, sieht sich als unschuldiges Opfer und Unbeteiligter. Die Tochter Sophie Luise bricht völlig zusammen unter der Last der Schuld, dabei unbesehen von ihren Eltern oder Lehrern. Nur Melanie, die mitgereiste Freundin, möchte die Wahrheit sagen und sich nicht irgendwie aus der ganzen Sache herauswinden.
Was zunächst in lockerem und fast fröhlichem Text beginnt steigert sich im Laufe der Geschichte immer mehr in einen zynischen Ton. Indem der Autor immer wieder Zeitungsberichte und Kommentare von Lesern einstreut stellt er ein schreckliches Abbild der Gesellschaft gegenüber Asylanten auf. Und die Anonymität des Internet lässt alle Meinungen zu, auch wenn sie unsachlich, übergriffig und radikal sind. Die Gefahren des Internet für Teenager werden hier auch ganz deutlich aufgezeigt, von Mobbing bis Identitätsverschleierung.
Zum Ende hin steigert sich das Tempo noch einmal ordentlich, ich konnte dieses Buch bis zum Schluß nicht aus der Hand legen.
Ein toller Roman mit einem zutiefst traurigen Thema, der zum Nachdenken anregt. Unbedingt empfehlenswert, für junge und alte jeden Geschlechts.