gesellschaftskritisch

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stina23 Avatar

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Daniel Glattauer lässt uns in seinem neuen Buch „Die spürst du nicht“ hinter die Fassade der Menschen, die er sehr gekonnt darstellt, blicken. Dieser Blick geht tief, tut weh, ist witzig, macht betroffen, zeigt uns unsere Welt.
Zwei gutbetuchte österreichische Familien verbringen mit ihren Kindern den Urlaub in einer Villa in der Toskana. Aayana, die Klassenkameradin der Teenagertochter, wird dazu eingeladen. Das Mädchen soll Schwimmunterricht erhalten, ihre Freiheit genießen, etwas Luxus abbekommen – ein Projekt für die Familie sein. Aayana lebt erst seit einigen Jahren in Wien, sie kam als Flüchtling mit ihrer Familie aus Somalia. Sie ist still, angepasst, unscheinbar. Man spürt sie nicht. Der Urlaub endet jedoch mit einer Tragödie. Für die Mitglieder der beiden Familien ist nun nichts mehr, wie es war. Sie werden von Schuld geplagt, von Selbstmitleid zerfressen, stecken in ihrem Leid fest, übernehmen mehr oder weniger Verantwortung. Ist da noch Platz für die Familie, die das Unglück am härtesten getroffen hat?
Ich finde, Daniel Glattauer ist mit seinem Buch ganz nah an die Menschen herangerückt. Er packt Themen an, die aktueller denn je sind. Flüchtlige, Integration, den Wert eines Menschenlebens, Überdruss, emotionale Abgrenzung, Medienberichterstattung, Drogenkonsum, und vieles mehr finden Platz in seiner Erzählung. Und er lässt auch die zu Wort kommen, denen die Worte fehlen oder denen nicht genug zugehört wird.
Er beschreibt die verschiedenen Charaktere trefflich, bewertet sie nicht. Diesen Punkt übernimmt die zusätzliche Perspektive von außen, die er in sein Buch integriert. In Form von Posts, in denen sich Leute über die Nachrichten rund um das Unglück austauschen, wird be-, ge- und verurteilt.
Mich hat der Autor mit seinem flüssig und leicht zu lesenden Schreibstil gut abgeholt und auf eine ziemlich emotionale Reise mitgenommen. Aus diesem Grund bekommt sein Werk auch 5 Sterne von mir.