Jenen eine Stimme geben, die nicht gehört werden

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petris Avatar

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Zwei Familien fahren gemeinsam in die Toscana auf Urlaub. Die beiden Frauen Melanie und Elisa kennen sich noch von der Schule und haben den Kontakt bis heute gehalten. Mit dabei die Kinder Benjamin, Lotte und die 14jährige Sophie Louise, die darauf bestanden hat, ihre Schulkollegin, das somalische Flüchtlingsmädchen Aayana mitzunehmen.
Doch der Urlaub läuft anders als geplant, mit Folgen für die Beteiligten.
Daniel Glattauer leiht in diesem Roman, der unsere Gesellschaft scharf beobachtet und aufdeckt, auch jenen eine Stimme, die sonst nie zu Wort kommen, die man sonst nicht spürt. Das verpackt er in eine sehr spannend erzählte, sehr berührende Geschichte mit Charakteren, die alle ihre Fehler, Ecken und Kanten haben.
Die Erzählweise ist spannend. Es gibt den allwissenden Erzähler, der mit sehr viel Distanz, aus der Rolle des Beobachters, sehr neutral erzählt, aufgelockert durch Dialoge zwischen den Protagonistinnen und Protagonisten. Dazwischen finden sich Zeitungsartikel und dazu die immer gleichen Kommentare, die zwischen verständnisvoll, peinlich, verkrampft witzig wirkend wollen und offen bösartig changieren. Leider sehr nah an den Kommentaren, die man tagtäglich im Netz lesen kann. Und dann gibt es noch Chats zwischen Sophie Louise und einem Jungen, den sie im Netz kennengelernt hat, Pierre.
Daniel Glattauer ist hier ein Roman ganz nah an unserer Zeit gelungen, der viele Themen aufgreift, sie aber mit gewohnter Leichtigkeit erzählt, ohne das Leid und die Schwere zu relativieren.
Ich war von der ersten Seite an gefesselt, mochte den Aufbau, die Erzählweise, wie die Figuren gezeichnet waren und fand auch das Ende gelungen.
Ein Roman, den ich wärmstens empfehlen kann!